Nachgedacht (266)
Zwei Seelen ... Sonntagsgedanken von Christina Lander
Foto: privat
15.04.2018 / REGION -
„Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust!“, spricht Faust zu seinem Schüler Wagner im gleichnamigen Drama von Goethe. Spätestens an dieser Stelle war ich damals als Schülerin begeistert von diesem Stück, das immer wieder einmal gute Anregungen zum Weiterdenken liefert und an Aktualität niemals verlieren wird. Was meint Faust aber, wenn er von zwei Seelen spricht?
Faust beschreibt mit seiner Aussage, dass der Mensch in seinem Inneren zwei Seiten besitzt, die beide andere Ziele, andere Bestrebungen haben. Zwei Pole, die sich gegenüberstehen. Damit spricht er auf etwas an, das unsere Welt doch grundsätzlich strukturiert - die Zahl 2. Gut und Böse, Schwarz und Weiß, Ja und Nein.
Wir wissen oft selbst, wie es ist, wenn uns auf der einen Schulter ein Engelchen, auf der anderen Schulter ein Teufelchen ins Ohr flüstert. Wir haben auch grundsätzlich immer zwei Möglichkeiten, umkehren oder weitergehen, einwilligen oder ablehnen. Aber diese beiden Seiten zerren oft an uns, kämpfen um den Sieg. Uns bleibt dann auch einmal nur Ohnmacht, was man denn angesichts der beiden Möglichkeiten tun kann.