Festspiele zahlen sich aus
Wertschöpfungsanalyse für 2017 - Festspiele wichtiger Wirtschaftsfaktor
Fotos: Gudrun Schmidl
14.04.2018 / BAD HERSFELD -
Die Bad Hersfelder Festspiele werden Jahr für Jahr durch Zuschüsse der öffentlichen Hand finanziell unterstützt. Im letzten Jahr betrug der städtische Anteil 1,81 Mio. Euro. Doch defizitär sind die Bad Hersfelder Festspiele deshalb keineswegs, denn: „Die Wertschöpfung durch Bad Hersfelder Festspiele übersteigt öffentlichen Zuschuss deutlich“. Das bestätigt eine unabhängige wissenschaftliche Studie der renommierten Hochschule Worms, welche die Wertschöpfung durch die Festspiele im Jahr 2017 untersucht hat mit dem Ergebnis, dass die Bad Hersfelder Festspiele eine Gesamt-Wertschöpfung von rund 6,5 Mio. Euro generiert habe.
Mit diesem positiven Ergebnis können die Stadt und alle Beteiligten mit Engagement, Professionalität und Beharrlichkeit in die 68. Festspielsaison starten, jedoch: „Dieses Ergebnis ist kein Selbstläufer und keine Selbstverständlichkeit“, betont Bürgermeister Thomas Fehling im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitag in den Räumlichkeiten der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg in der Dudenstraße, in der die Wertschöpfungsanalyse von den Leitern der Studie, Prof. Dr. Jan Drengner und Prof. Dr. Hans Rück von der Hochschule Worms, vorgestellt wurde .
„So eine Analyse hat es so noch nicht gegeben“, versichert Prof. Dr. Hans Rück, der ausdrücklich darauf hinweist, dass die Ergebnisse ausschließlich für das Konzept der Bad Hersfelder Festspiele im Jahr 2017 und damit der letzten Spielzeit unter dem Intendanten Dr. Dieter Wedel Gültigkeit beanspruchen können. Fehling sieht die Ergebnisse als Resultate eines längeren und ganz offensichtlich erfolgreichen Veränderungsprozesses. „Und diese Neuausrichtung der Bad Hersfelder Festspiele ist ganz eindeutig mit dem Namen des Mannes verbunden, der heute bei der Präsentation der Zahlen nicht mehr am Tisch sitzt: Dr. Dieter Wedel“.
Einheimische Festspielbesucher wurden hingegen ebenso wenig erfasst wie solche Touristen, die zwar die Festspiele besucht haben, doch ein anderes Hauptmotiv für ihren Aufenthalt in Bad Hersfeld hatten. Neben den „Event-Touristen“ wurden auch noch die Konsumausgaben der externen Mitarbeiter der Festspiele in die Berechnung einbezogen. Insgesamt basieren die Ergebnisse auf über 1.000 Datensätzen (von 993 „Event-Touristen und 87 externen Festspielmitarbeitern). Die Festspielbesucher wurden vor den Veranstaltungen vor und in der Stiftsruine und während der Pausen mithilfe von standardisierten Fragebögen unter der Federführung von Tamara Klapp, Emily Neumann und Carolin Borghs befragt. Die in Auftrag gegebene Studie schlug mit 16.000 Euro zu Buche, die Kosten für die Befragung wurde größtenteils durch eigenes Personal abgedeckt, erläutert die kaufmännische Leiterin der Festspiele, Andrea Jung. Die Investition hat sich gelohnt, denn: "Das überaus positive Ergebnis der Studie bestätigt nachdrücklich die Rolle der Festspiele, wie wir sie wahrnehmen und uns wünschen: zu allererst als kulturell herausragendes Angebot, aber auch als wichtigen Wirtschaftsfaktor und Marketinginstrument für die Stadt Bad Hersfeld und die Region. Unser Ziel war es, mit der Studie auf methodisch-wissenschaftlich höchstem Niveau den wirtschaftlichen Effekt der Festspiele erstmals konkret darstellbar zu machen. Gerade in der wiederkehrenden Diskussion um öffentliche Zuschüsse und den Peis und den Wert der Festspiele sollte nun eine nachgewisen positive Wertschöpfung ein gewichtiges Argument ausmachen".
Intendant Joern Hinkel betont, dass die Studie auch Dr. Dieter Wedel bewegt hat. Er versichert, dass vorab mehrere Unternehmen angefragt wurden und der Auftrag keinesfalls automatisch an die Hochschule Worms vergeben wurde, die im Jahr 2014 eine ähnliche Studie über die Nibelungenfestspiele in Worms erstellt hat. Als neuer Intendant versichert Joern Hinkel, dass er die Auffassung von Dr. Dieter Wedel teilt, dass Festspiele unterhaltend sein und einen gewissen Anspruch haben müssen. Hinkel bevorzugt Stoffe, die polarisieren. Der staubtrockenen Klassikerpflege schwört er ab. „Ich mache Theater für die Zuschauer, die ich nicht als Gegner, sondern als Interessierte und Freunde ansprechen möchte mit Stücken, die Raum für Fantasie lassen. Prominente Namen auf dem Besetzungszettel sind notwendig, um sich von den anderen Festspielen abzuheben“. (pm/gs)