Der Ort ist geheim
Heide-Wicke: Vom Aussterben bedrohte Pflanzenart zurück in den Spessart
Fotos: NABU Kreisverband Main-Kinzig
10.04.2018 / REGION MKK -
Im März 2018 war es soweit, freuen sich die Biologen Sibylle Winkel, Klaus Hemm und Uwe Barth. Eine der seltensten Pflanzenarten Hessens kehrte in ihr angestammtes Areal zurück. 40 Jungpflanzen der „Heide-Wicke (Vicia orobus)“ - eine bereits in Hessen als ausgestorben geglaubte Art - wurden an zwei ausgewählten Standorten im hessischen Spessart ausgepflanzt. Die Pflanzen waren zuvor im Botanischen Garten der Stadt Frankfurt im Rahmen eines Artenschutzprojektes ausgesät und angezogen worden. Vertreter des Botanischen Gartens Frankfurt, der BVNH (Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen) Main-Kinzig und des NABU Main-Kinzig nahmen die Pflanzung vor. Die genauen Standorte bleiben aber geheim, um Diebstahl und Beschädigungen zu vermeiden.
Zwischenzeitlich galt die Art in Hessen sogar als ausgestorben, denn sie konnte an allen bekannten Fundorten nicht mehr nachgewiesen werden. Zunächst war deshalb die Nachzucht von bayerischen Pflanzen zur Wiederansiedlung in Hessen vorgesehen. Hierfür hatte der Gelnhäuser Botaniker Klaus Hemm (BVNH) mehrfach Saatgut von Nachkömmlingen bayerischer Pflanzen an den Botanischen Garten Frankfurt zur Vermehrung gegeben. Dort waren bereits einige der seltenen Pflanzen für die Wiederansiedlung herangezogen worden. Der zufällige Wiederfund von ca. 40 Pflanzen an einer Wegböschung nahe dem Bad Soden-Salmünsterer Ortsteil Mernes unweit der bayerischen Grenze im Juni 2014 durch die Botaniker Horst Brand und Helmut Zeh brachte jedoch noch einmal eine Trendwende für die bestandsbedrohte Art. Jetzt konnte die Wiederansiedlung durch die Nachzucht hessischer Pflanzen erfolgen.
Da die einschürigen Wiesen, auf denen die Heide-Wicke früher bei Bad Orb vorkam, inzwischen fast durchweg als Koppelweide, Intensivwiese oder umzäuntes Gartengrundstück genutzt werden, zu Vorwald herangewachsen sind oder gar aufgeforstet wurden, gestaltete sich die von der BVNH durchgeführte Suche schwierig. Schließlich konnte ein vom Standort her gut geeignetes, ungenutztes städtisches Wiesengrundstück im oberen Orbtal gefunden werden. Die Stadt Bad Orb als Eigentümer gab ihre Zustimmung zur Wiederansiedlungsmaßnahme, Regierungspräsidium Darmstadt und Forstamt Jossgrund ermöglichten dankenswerter Weise die Durchführung notwendiger Pflegemaßnahmen. Damit kehrt die in Bad Orb auch „Orber Wicke“ genannte Heide-Wicke nach vielen Jahren der Abwesenheit in ihr ehemaliges Areal zurück.
Die genauen Standorte sollen allerdings nicht preisgegeben werden, ergänzen Sibylle Winkel und Uwe Barth. Zu groß ist die Angst, dass die jungen Pflanzen von Raritätensammlern ausgegraben und gestohlen werden. Erst wenn sich die Pflanze wieder an vielen Stellen im Spessart fest etabliert hat, können wir Führungen zu den Standorten durchführen und interessierte Hobby-Botaniker genauer informieren. (pm) +++