60 Jahre TTC Maberzell

Ein Macher und zwei Legenden - O|N-Mitarbeiter Dietmar Kelkel erinnert sich

Diese sieben Männer führten den TTC Maberzell 2005 zum zweiten Mal in die Bundesliga: Hans-Jürgen Fischer, Qing Yu Meng, Carsten Egeholt, Michal Dziubanski, Arno Kosler, Andre Britscho, Peter Rohr (v.l.).
Fotos (11): Verein

02.04.2018 / TISCHTENNIS - Happy Birthday, TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell! Am gestrigen 1. April feierte der Tischtennis-Bundesligist seinen 60. Geburtstag. Im „Fuldaer Hof“ in Maberzell wurde der Verein 1958 aus der Taufe gehoben. Dietmar Kelkel, freier Mitarbeiter bei OSTHESSEN|NEWS, war lange Zeit Trainer und Spieler in Maberzell und blickt auf seine Zeit beim TTC zurück.



Als Horst Diegelmann, Karl-Friedrich Giesecke, Karl-Heinz Hofmann, Werner Kemmerzell, Alfred Kircher, Norbert Siebert und Heinrich Wahmhoff am 1. April 1958 im „Fuldaer Hof“ den TTC Maberzell als selbständigen Verein gründeten und sich später dem SV Maberzell anschlossen, hatte keiner gedacht, dass aus dem Provinzklub aus dem Fuldaer Land Jahrzehnte später der erste Herausforderer von Rekordmeister Borussia Düsseldorf werden wird.

Deutscher Vizemeister 2014, 2015, 2017, Vizepokalsieger 2013, 2014, 2015, 2016: Der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell ist aus der Tischtennis-Landschaft nicht mehr wegzudenken. Und im Jubiläumsjahr greifen Wang Xi, Ruwen Filus und Jonathan Groth erneut nach der Krone. Das Ticket für das Halbfinale ist längst gelöst und ein erneutes Finale gegen Düsseldorf durchaus möglich. Dass der Serienmeister auch zu schlagen ist, wenn ein Timo Boll aufläuft, hat das Trio vor wenigen Wochen bewiesen.

Der Erfolg des Dorfklubs trägt einen Namen und heißt Stefan Frauenholz. Der Manager und Präsident rüttelt Jahr für Jahr am Thron des Rekordmeisters. Er darf zu Recht stolz auf sein Lebenswerk sein. O|N-Mitarbeiter Dietmar Kelkel arbeitete lange Jahre mit Frauenholz zusammen und führte als Spieler und Trainer den SV Maberzell in die 2. Bundesliga. Zum 60. Geburtstag erinnert sich Kelkel.

„Rückblick: Wir schreiben das Jahr 1992. Die Mannschaft mit den Eigengewächsen Arno Kosler und Peter Schulz wird Meister der 2. Verbandsliga. Schon damals hatte Macher Stefan Frauenholz eine Vision. „Ich träume von der 2. Bundesliga.“ Um die Weichen für professionellere Strukturen zu stellen, begab er sich auf Sponsorensuche, verstärkte die Mannschaft gezielt, achtete stets darauf, dass die Akteure zum TTC passten und verpflichtete mich als ehemaligen Bundesligaspieler als Trainer.

Es folgten Aufstiege in die Hessenliga und die Oberliga. Inzwischen hatten sich Spieler wie Arno Kosler, Friedrich Sauer und Peter Nawrath technisch und taktisch so stark verbessert, dass wir den Aufstieg in die Regionalliga in Angriff nahmen. Ich kann mich noch gut an das entscheidende Spiel gegen Kassel erinnern, das wir vor der stattlichen Kulisse von 400 Zuschauern in der Bardoschule in Fulda-Neuenberg gewannen. Ich glaube, es ging 9:7 aus.

Doch aus der Regionalliga wurde nichts. Wir scheiterten nach großem Kampf in der Aufstiegsrunde an Haßloch, Dortelweil und Mainz, wurden aber zur Mannschaft des Jahres gekürt und durften uns ins Goldene Buch der Stadt Fulda eintragen. Doch Stefan Frauenholz ließ nicht locker. Ich ließ meine Beziehungen spielen und kontaktierte Claus Pedersen, mit dem ich in Hamm lange Jahre Bundesliga spielte. Und der Seniorenweltmeister erinnert sich noch heute gern an die Zeit in Maberzell zurück. „Einige meiner besten Jahre fingen mit Dietmar Kelkels Anruf an. Er lobte den Verein, verglich ihn mit Hamm, sprach vom Teamgeist und dass der Vorstand richtig in Ordnung ist.“

Manager Stefan Frauenholz legte nach und verpflichtete einen weiteren Dänen. In stundenlangen Telefonaten nach China hat er WM-Teilnehmer Lars Hauth schließlich davon überzeugt, für den TTC zu spielen. Ich weiß heute noch nicht, wie hoch seine Telefonrechnung damals gewesen war. Zumindest ging der Plan auf und der Aufstieg in die Regionalliga und postwendend in die 2. Bundesliga war reine Formsache mit solchen Assen wie Pedersen und Hauth. Bei seinem Abschied nach vier Jahren hatte Claus Pedersen in einem Brief an den Verein gemahnt: „Passt auf, dass Stefan Frauenholz nicht müde wird, er hat eure Unterstützung verdient.“ Doch Präsident Stefan Frauenholz ist nicht müde geworden, sondern hatte ein weiteres großes Ziel angepeilt, den Aufstieg in die Bundesliga. Der gelang in der Saison 1999/2000.“ 

Um den gewachsenen Anforderungen in der Bundesliga gerecht zu werden, wurde aus der Abteilung des SVM wieder ein eigener Klub: Der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell wurde (wieder)-gegründet. Doch der Klub wurde von Verletzungspech heimgesucht und stieg dirkt wieder ab. Vier Jahre später klopfte Maberzell erneut an die Tür zur Bundesliga an, ist seit dem Jahre 2005 eine feste Größe in der höchsten deutschen Spielklasse und an der nationalen Spitze angekommen.

Der gute Kontakt zu Donic-Geschäftsführer Frank Schreiner machte es schließlich möglich, dass mit Jan-Ove Waldner der beste Spieler aller Zeiten für den TTC RhönSprudel Maberzell aufschlug. Dem gefiel die familiäre und freundschaftliche Atmosphäre in Maberzell so gut, dass er seinen Freund Jörgen Persson dazu holte. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Zwei „alte Schweden“, Weltmeister und Tischtennislegenden, gehen gemeinsam für den TTC auf Punktejagd.

Seit zehn Jahren führt der chinesische Abwehrspezialist Wang Xi ein Team an, das im Jubiläumsjahr erneut angreift. Alle tippen - wie immer - auf Düsseldorf. Die Frage, ob der TTC Fulda-Maberzell den Rekordmeister in dieser Runde stoppen wird, stellt sich keiner. Klar, denn die Fuldaer Vorstädter waren im Meisterschaftsfinale vor einem Jahr deutlich unterlegen. Und trotzdem: Für Stefan Frauenholz gäbe es zum 60. Geburtstag des Vereins wohl kein schöneres Geschenk als den Titelgewinn als absoluter Höhepunkt eines Lebens für den Tischtennis-Sport. Alles Gute zum Geburtstag, TTC Fulda-Maberzell! (Dietmar Kelkel) +++

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