Bürgerinitiativen Konvent gegen SüdLink

"Das Experiment über unseren Köpfen": Mega-Trassen immer noch in Diskussion

Konvent am Samstag in der Orangerie
Fotos: Erich Gutberlet

25.03.2018 / FULDA - Es geht weiter im Konflikt um den Ausbau der Übertragungsnetze, der Frage nach Trassen und der Energiewende. Dazu traf sich am Samstag die Bürgerinitiative gegen SüdLink gemeinsam mit dem Aktionsbündnis gegen die Süd-Ost-Trasse und dem Aktionsbündnis gegen Ultranet zum Konvent im Festsaal der Orangerie. Geladen waren auch Politiker, die ihre Statements abgaben, es wurde viel diskutiert und appelliert – doch ein klares Ergebnis ist noch immer nicht in Sicht.



„Dass wir uns heute hier treffen können, haben wir vor allem unserem Schirmherren Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld zu verdanken“, so Guntram Ziepel, Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen Suedlink, bei der Begrüßung. „Was wir hier brauchen ist eine konzentrierte Meinungsbildung, wir akzeptieren auch andere Ansichten“, eröffnete er die Veranstaltung.

Die Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen die Süd-Ost-Trasse Dörte Hamann wies in ihrem Einführungsvortrag auf die Folgen eines Netzausbaus durch Trassen hin, unter anderem, dass dieser mit hohen Kosten verbunden werden sei, was wiederum den Strom teurer machen werde. Strom könnte so zu einem Luxusgut werden. Zugleich warnte sie vor Eingriffen in Natur und Umwelt.

„Es liegt ein politisch verursachter Stillstand der Energiewende vor. Wirtschaftsminister Altmaier sieht den Netzausbau groß, es sind weiterhin Kohlekraftwerke geplant. Doch wo bleibt da die Windkraft von Norden nach Süden, von der die ganze Zeit gesprochen wird?“, stellte Hamann die Frage in die Runde. „Stromtrassen haben nichts mit der Energiewende zu tun, wenn weiterhin Braunkohlestrom über sie transportiert wird.“

,Netzausbau first‘ sei keine Option, ihrer Meinung nach müssten die Politiker beweisen, dass sie tatsächlich hinter der Energiewende stünden. „Zugleich müssen wir Bürgerinnen und Bürger aber auch ein gemeinsames Zeichen setzen“, appellierte Hamann. „Die Energiewende muss dezentral und bürgernah werden.“ Widerstand bräuchte ein gesundes Maß an Empörung, auch sei es wichtig, diesen Widerstand wieder sichtbarer zu machen, wie es am Anfang der Bewegung war. „Mischt euch ein, empört euch“, zitierte Hamman den Widerstandskämpfer der Résistance Stephane Hessel.

Franziska Hennerkes, vom Aktionsbündnis gegen Ultranet, machte auf die gesundheitlichen Risiken aufmerksam, wenn die Übertragung von Gleich- und Wechselstrom im Höchstspannungsbereich auf denselben Strommasten erfolgen, wie es das Projekt Ultranet anpeilt. „Zum Problem können die Korona-Ionen werden“, so Hennerkes. „Feinstaub gibt es überall, doch wenn dieser in die Näher der Leitungen gerät, wird er elektrisch aufgeladen und über die Luft übertragen. Folge von diesem elektrisch aufgeladenen Feinstaub kann unter anderem Lungenkrebs sein.“ Das Bundesamt für Strahlenschutz empfehle aufgrund der nicht abschätzbaren Ausweitung der Immission einen 400-Meter-Abstand zu Wohngebieten. „Es ist weltweit betrachtet ein Pilotprojekt“, sagt Hennerkes, „ein Experiment über unseren Köpfen." Das Gesundheitsrisiko sei noch nicht abschließend geklärt.

Der Konvent endet mit folgenden Forderungen an die Politik:
1. Stoppen Sie den derzeitigen Ausbau der HGÜ-Leitungen!
2. Erarbeiten Sie einen Ressort-übergreifenden Plan, also ein Zielsystem der Energiewende zur -Unterstützung der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe „Energiewende“!
3. Bearbeiten Sie den Koalitionsvertrag – weg von Worthülsen, hin zu konkreten Handlungsempfehlungen im Sinne eines Projektplans!
4. Benennen Sie verantwortliche Behörden und Personen, die sich mit der Erarbeitung und Durchführung der Energiewende zu befassen haben.
5. Erarbeiten Sie ein „Energiewende-Gesetz“! (lr) +++

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