Forstpolitische Fragen rund um den Wald
Lebhafte Diskussionen zum Thema "Wölfe in Deutschland"
Fotos: Dieter Graulich (4), Pixabay
23.03.2018 / REGION -
„Wir verstehen nicht, wie das Land Hessen die Schuldenbremse in der Hessischen Verfassung verankert und zugleich etwa zehn Millionen Euro jährlich für eine FSC-Zertifizierung ausgibt, die keine besseren Einnahmen oder Marktvorteile erbringt, aber den Staatsforstbetrieb zum Pleiteunternehmen macht“. Mit diesen Worten übte der Präsident des Hessischen Waldbesitzerverbandes, Michael Freiherr von der Tann, bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Vogelsberg im Gasthaus „Deutsches Haus“ im Grebenhainer Ortsteil Bermuthshain starke Kritik an der Forstpolitik der schwarz-grünen Landesregierung.
Er führte weiter aus, dass es den Waldeigentümern kaum zu erklären sei, warum sie drastisch höhere Kosten für staatliche Forstdienstleistungen bezahlen sollen, wenn zugleich die Mehreinnahmen des Landes für ein teures und unnötiges Zertifikat ausgegeben würden. Es käme aber noch besser, denn die im Staatswald zugunsten der Biodiversitätsstrategie und zur Erfüllung von FSC-Kriterien stillgelegten Waldflächen sollen künftig mit Ökopunkten bewertet werden, die HessenForst dann für viel Geld als Ausgleich und Ersatz für den Bau von Autobahnen, ICE-Trassen und andere Infrastrukturprojekte verkaufen könne. HessenForst verliere zehn Prozent seiner Produktionsfläche. Dadurch würden etwa 250.000 Festmeter Holz nicht mehr geerntet, und an dieser Holzverarbeitungskette hängen etwa 2.500 Arbeitsplatze.
Von der Tann ging dann auf die Kartelldiskussion in Hessen ein. Das Bundeskartellamt hat die Bündelung des Holzangebotes aus kommunalen und privaten Forstbetrieben mit mehr als hundert Hektar als Vertriebskartell bezeichnet. Der Staat müsse sich daher daraus zurückziehen. Weitere Ausführungen dazu gab es vom Referatsleiter Martin Küthe vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Dort seien derzeit mehrere Arbeitsgruppen mit diesem Thema beschäftigt.
Beim Fichten-Stammholz zeige die Tendenz nach unten. Die Preise bei Lärchen- und Douglasien-Stammholz seien stabil, wie auch die Nadelholzpalettenqualität. Das Buchen-Stammholz sei in etwa auf dem Niveau des Vorjahres geblieben, und das Eichen-Stammholz zeige steigende Tendenzen, der Bedarf für die Sägebetriebe könne nicht gedeckt werden. In Frankreich kündigten schon einige Werke Kurzarbeit bzw. Entlassungen wegen geringer Auslastung an. Bei dieser Entwicklung sollte etwas mehr Eichen-Stammholz eingeschlagen werden und dafür stehende Fichten ins nächste Jahr verschoben werden.
Zu Beginn der Jahreshauptversammlung hatte Vorsitzender Klaus Rauber (Grebenhain-Crainfeld) darauf hingewiesen, dass in der Kreisgruppe fünf Forstbetriebsgemeinschaften, 17 Kommunen, 40 Forstbetriebsvereinigungen mit rund 2.000 Waldbesitzern und 70 Groß- und Kleinwaldbesitzer organisiert seien. Die Kreisgruppe Vogelsberg umfasse nicht nur den geographischen Vogelsberg, sondern auch den hessischen Spessart, die Wetterau sowie die Ausläufer des Westerwaldes mit der Stadt Braunfels. Nördlich reiche die Zuständigkeit bis zur Stadt Allendorf an der Lumda bei Marburg.
Die These „Wolf=weniger Wild=weniger Verbiss“ treffe nur bedingt zu. Bei einem Vergleichsrevier in der Muskauer Heide sei festgestellt worden, dass der Wolf pro hundert Hektar 1,6 Stück Rehwild fresse und der Jäger 1,7 Stück erlege. Bein Schwarzwild seien es 0,4 Wolf und 2,7 Jäger und beim Rotwild 0,2 Wolf und 1,5 Jäger.
Die Rückkehr des Wolfes nach Hessen, so betonte Sabine Knapp abschließend, sei eine Wildbiologische Sensation und bedeute ein Hohes Konfliktpotenzial für Jäger, Nutztierhalter und Bevölkerung, da man keine Erfahrung im Leben mit dem Wolf habe. Ebenfalls keine Kenntnisse aus direktem Umgang, nur aus Spielfilmen, Märchen und Mythen. „Die Menschen müssen wieder lernen, mit dem Wolf zu leben.“ Eine lebhafte Diskussion schloss sich den Ausführungen an. (Dieter Graulich) +++