Bildungskonferenz mit 180 Teilnehmern
Altbundestagspräsidentin Rita Süssmuth: "Fulda hat sich echt gut entwickelt"
Bundestagspräsidentin a. D. Professorin Dr. Rita Süssmuth am Montagnachmittag im Bonifatiushaus in Fulda-Neuenberg.
Fotos: Marius Auth
20.03.2018 / FULDA -
Um sämtliche Bildungseinrichtungen im Landkreis Fulda künftig besser zu vernetzen und somit Synergieeffekte für eine erfolgreichere, am einzelnen Individuum ausgerichtete Bildungslandschaft zu schaffen, fand am Montagnachmittag im Bonifatiushaus in Fulda-Neuenberg eine Konferenz zum Thema "Bildung gemeinsam gestalten" statt, an der über 180 Vertreter verschiedenster Bildungseinrichtungen teilnahmen. Vor den vorabendlichen Workshops war der mediale Höhepunkt das Hauptreferat der ehemaligen Bundestagspräsidentin (1988 bis 1998) Professorin Dr. Rita Süssmuth (CDU).
Nach der Begrüßung durch Bildungsmanager Matthias Feuerstein vom Kreis und einem kurzen Grußwort von Gunter Geiger, dem Leiter des Bonifatiushauses, ergriff Landrat Bernd Woide (CDU) das Wort. Der Besuch von Rita Süssmuth sei "eine große Ehre", betonte er und forderte vom hiesigen Bildungssystem ein: "Bei diesem muss immer der Mensch im Mittelpunkt stehen." Woide erhoffte sich für die Konferenz "grenzenüberschreitende Diskussionen", um überholte Strukturen und Schubladendenken zu überwinden.
Felicitas von Küchler von der Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement Hessen lobte das Ziel des Kreises, seine Bildungslandschaft stärker vernetzen zu wollen. "Da sind Sie eine von nur sechs Kommunen in Hessen und von 89 bundesweit." Große Herausforderungen seien die Integration von Flüchtlingen, die zunehmende Digitalisierung und der Umgang mit der demographischen Entwicklung. Sich diesen Aufgaben zu stellen, dafür bedürfe es verlässliche Erhebungen und eine solide Datengrundlage. "Und da kommt die Transferagentur ins Spiel, dabei können wir helfen. Wir sind sozusagen ein Lotse der Kommunen."
Ein Genuss war schließlich die einstündige freie Rede von Rita Süssmuth. Die zierliche 81-Jährige scherzte über ihre geringe Körpergröße und ihr Alter: "Gehöre ich eigentlich schon ins Museum?" Natürlich nicht, denn wie sie ebenfalls feststellte: "Ich habe selbst in meinem hohen Alter noch Spaß daran zu lernen."
Süssmuth, früher als Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit stets dafür bekannt, unbeirrt an ihren Überzeugungen festzuhalten, beschwor das Auditorium, mit neuen Ideen die Zukunft der Bildungslandschaft zu gestalten. "Wie sehr hat sich seit den 80er Jahren das Familienbild gewandelt. Damals kam das Kind mit drei in den Kindergarten, und die Mutter blieb zu Hause. ,Da wirst du nie etwas dran ändern', hat man mir damals gesagt. Und ich meinte nur: ,Das wollen wir doch mal sehen'." Heute sei die frühkindliche Bildung völlig normal und wichtig: "Kinder, die bereits mit einem Jahr in die Kita kommen, haben nachweislich später weniger Probleme in der Schule."
Grundsätzlich sollte jeder in der Bildung dort abgeholt werden, wo er gerade steht. Das gelte für den Normalbürger genauso wie für Menschen mit Behinderungen oder Flüchtlinge: "Die Frage muss sein: Welche Kompetenzen bringt jemand mit, und wie können wir das weiter fördern?" Eine bessere Vernetzung sei daher angebracht. "Miteinander können Sie einfach mehr Orientierung schaffen", sagte sie zum Publikum und stellte anerkennend fest: "Fulda hat sich echt gut entwickelt." (Matthias Witzel) +++