Nach neun Jahren TVH

Sportliche Altersteilzeit: Hersfelds Marco Kemmerzell tritt kürzer

Nach neun Jahren TV Hersfeld tritt Marco Kemmerzell nach der Saison kürzer
Fotos: Jonas Wenzel

15.03.2018 / HANDBALL - Er erlebte die großen Zeiten der HSG Vulkan Vogelsberg, spielte im DHB-Pokal gegen den Bundesligisten Bayer Dormagen und war in Bad Neustadt in der Regionalliga aktiv. Marco Kemmerzell war und ist einer der besten Handballer der Region. Nach neun Jahren beim TV Hersfeld tritt der 37-Jährige nach dieser Runde kürzer.



„Mit dem Verein ist alles abgesprochen“, sagt Kemmerzell im Gespräch mit ON|Sport, „es ist jetzt einfach an der Zeit, kürzer zu treten.“ Der 37-Jährige wählt seine Worte bewusst, denn als kompletten Rückzug vom Handball, seiner großen Leidenschaft, will Kemmerzell seine Worte nicht verstanden wissen. Ab nächster Runde will er sein Pensum aber deutlich zurückfahren.

„Ich werde bestimmt auch einmal ins Training gehen und aushelfen, wenn Not am Mann ist“, sagt Kemmerzell und schiebt lachend hinterher: „Aber bei den Konditionseinheiten in der Vorbereitung wird man mich vermutlich nicht sehen.“ Über 15 Jahre im höherklassigen Handball habe Spuren hinterlassen. Zumal der Petersberger Kemmerzell für sein Hobby stets viel Zeit auf der Straße gelassen hat.

Über seine Jugendzeit bei Borussia Fulda, der SG Petersberg und FT Fulda folgten Stationen in Schlüchtern, Vogelsberg und Bad Neustadt an der Saale (Rhön). „Für mich war eine Stunde einfache Fahrt immer das, was ich mir maximal zumuten wollte“, sagt der gelernte Industriemechaniker, der mittlerweile als Projektleiter in einem Prüflabor arbeitet und der es bis in die damals dritthöchste Liga, der Regionalliga, schaffte.

Vor neun Jahren wechselte der in Steinhaus wohnende Kemmerzell schließlich nach Hersfeld zum TVH. Weil er damals schon den größeren Aufwand in der Regionalliga nicht mehr machen wollte. Es sollte die längste Station seiner Laufbahn werden. Mit den Festspielstädtern pendelte Kemmerzell öfters zwischen Ober- und Landesliga. Sieben Spiele stehen für den Spielmacher nun noch auf dem Programm.

Zunächst das Spitzenspiel am Sonntag (17 Uhr) bei der HSG Großenlüder/Hainzell. Der Dritte empfängt den Zweiten der Landesliga. „Ach, das wird ein schönes Spielchen“, gibt sich der 37-Jährige entspannt, aber mit dem Wissen, was auf den TVH zukommt: „In Großenlüder ist es immer schwer, zu spielen und ich denke, dass sich die Zuschauer auf ein spannendes Spiel freuen dürfen.“ Es ist das erste von zwei Spitzenspielen in Serie.

Denn eine Woche später gastiert der TVH beim Ligaprimus Melsungen II. Weil die Hersfelder gegen Baunatal unlängst patzten (30:38), wird aus dem erhofften „Endspiel“ um die Meisterschaft nichts - außer die so beständig punktenden Melsunger lassen vorher noch Federn. Sich mit einem erneuten Aufstieg in die Oberliga zu verabschieden, sei aber ohnehin nicht das Ziel gewesen.

Ein Ereignis aus seiner langen Karriere wolle Kemmerzell aber nicht hervorheben. „Ich habe ganz viele tolle Momente erlebt. Da gibt es nicht diesen einen Glanzpunkt“, sagt der 37-Jährige, der auch im fortgeschrittenen Handballer-Alter verlässlicher Torschütze ist und bislang 117 Tore, davon 40 per Siebenmeter, erzielt hat.

„Jetzt freue ich mich, dass ich künfitg nicht mehr alles nach dem Handball richten muss“, sagt der Familienvater, der drei Kinder zwischen einem halben Jahr und sechs Jahren hat. Ab Mai wird Marco Kemmerzell wieder mehr Zeit für seine Familie haben. Der 37-Jährige verabschiedet sich in die sportliche Altersteilzeit. (Tobias Herrling) +++

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