Alternative zum traditionellen Schulsystem
Kultusminister Lorz würdigt inklusives Grundschulkonzept der AvP-Schule
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09.03.2018 / FULDA/WIESBADEN -
Hessens Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz empfing am Donnerstag eine Abordnung um die Fuldaer Antonius-von-Padua-Schule (AvP-Schule). Anlass der Einladung ins Hessische Kultusministerium nach Wiesbaden war die Auszeichnung der AvP-Schule mit dem Jakob-Muth-Preis 2017 für ihr außergewöhnliches Konzept einer inklusiven Grundschule. Im Rahmen des Empfangs sprach Lorz seine Anerkennung für das Engagement der Schule aus: „Gemäß des schulischen Leitgedankens ‚Normal ist die Vielfalt, das Vorhandensein von Unterschieden‘, fokussiert die Schule besonders den Aspekt des kind- und begabungsgerechten Lernens. Das Konzept, das den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler Rechnung trägt, erfreut sich steigender Beliebtheit. Daher freue ich mich mit der ganzen Schulgemeinde über die Auszeichnung.“
Öffnen sich üblicherweise Regelschulen für Schüler mit Behinderung, zeigt das Grundschulkonzept der AvP-Schule, dass die Umsetzung von Inklusion im Schulwesen auch andersherum gelingen kann. Mit dem Schuljahr 2014/15 öffnete die AvP-Schule ihre Grundstufe für Regelschüler. Seitdem lernen dort 60 Kinder von- und miteinander, ein Drittel der Kinder hat eine geistige Behinderung. Es unterrichten vier Grundschullehrer und zwei Förderschullehrer. Durch die hohe Flexibilität im Unterricht können die Entwicklungsstände der Kinder optimal berücksichtigt werden. Leistungsstärkere Kinder werden gefordert und die hohe Qualität der Förderung im Bereich geistiger Entwicklung wird ebenfalls gewährleistet. Eine räumliche Besonderheit der Schule stellt das Konzept der offenen Klassenräume dar. Die Schule braucht keine Türen, die die Klassenzimmer abtrennen, denn dort wird jahrgangsübergreifend in heterogenen Gruppen gelernt, deren Zusammensetzung im Tagesverlauf wechselt.
Nach vier Jahren kann die AvP-Schule eine erste Zwischenbilanz ziehen: „Wir haben im Bereich inklusive Bildung ein funktionierendes Modell entwickelt“, sagte Hanno Henkel, Leiter der AvP-Schule. „Erste Befürchtungen, dass Kinder ohne Behinderung nicht ausreichend gefördert werden, hat die bundesweite Lernstandserhebung eindeutig widerlegt. Darüber hinaus zeigen uns die zahlreichen Bewerbungen von Eltern von Kindern mit und ohne Behinderung, wie hoch das Interesse an unserem Schulkonzept ist.“
Aktuell endet das inklusive Schulkonzept der AvP-Schule mit dem 4. Schuljahr. Die Eltern haben aber den Wunsch, dass sich ihre Kinder nach Abschluss der Grundschule nicht mehr zwischen Förderschule und Regelschulen entscheiden müssen und dass das inklusive Schulkonzept der AvP-Schule auf die gesamte Schulzeit ausgeweitet wird, damit gemeinsames inklusives Lernen auch über die Grunschulzeit hinaus möglich ist. Ihren Wunsch fasste der Elternbeirat in einem Schreiben zusammen und übergab es im Rahmen des Empfangs an Kultusminister Lorz. +++