Journalismus im Land voller Farben
Teil 2: "Das ist eben so in Indien" - Arbeiten im Land der Gegensätze
Fotos: Sara Yermain
11.03.2018 / TRIVANDRUM -
Selbst nach zwei Monaten hier in Indien hat sich mein Kulturschock kaum gelegt. Das Land präsentiert sich mit wunderschönen Landschaften, traumhaften Legenden und faszinierenden religiösen und medizinischen Praktiken. Gleichzeitig wird all dies von unvorstellbarer Armut und der scheiternden Politik des heutigen Indiens überschattet. Als Besucher im Land der Gegensätze fällt es unglaublich schwer, die täglichen Umstände hinzunehmen und zu versuchen, sich in den normalen indischen Alltag einzufinden.
Das "Indian Timing" hat mich ja schon am Anfang meiner Reise ordentlich aus dem Gleichgewicht gebracht. Mit der Hoffnung, dass ich mich schnell fangen würde und das Chaos nach einigen Wochen verschwindet, habe ich mein Glück bei einer Tageszeitung versucht. Der Chief Editor, der englischsprachigen, indienweiten Tageszeitung "Deccan Chronicle", gab mir die Chance, für ein paar Wochen Lokaljournalistin zu spielen und eigene Artikel zu verfassen. Tatsächlich konnte ich viel lernen in meiner Zeit dort, vom generellen Bearbeiten von Texten bis zum obligatorischen "Style-Book" der Zeitung und der dementsprechenden Art zu zitieren.
Obwohl auch viele meiner Kollegen nicht gerade glücklich mit der Situation waren, wurden die meisten meiner Fragen mit einem Schulterzucken und einem „Das ist eben so in Indien“ beantwortet. Diese Einstellung scheint sich nicht nur auf die Arbeitswelt zu beschränken, sondern kommt bei jeglicher Kritik an dem Land zum Vorschein. Egal, ob bei Fragen zu Politik, Umweltverschmutzung, arrangierter Eheschließungen oder anderen Themen - die Reaktion ist immer die gleiche, egal wen man fragt.