Nachgedacht (261)

Sind wir nicht alle ein bisschen Judas? ... Gedanken von Christina Lander


Foto: privat

04.03.2018 / REGION - In der vorösterlichen Zeit sind wir Christen angehalten, uns auf das Fest vorzubereiten, indem wir uns in Umkehr üben. Das kann abstrakt klingen und deswegen nutze ich das heutige Nachgedacht, den Auftrag an uns Menschen konkreter werden zu lassen. Ich bediene mich hierbei an einer zentralen Figur der Passion Jesu: Judas Iskariot.



Wir alle kennen ihn, den Verräter. Nicht selten werden Menschen heute mit seinem Namen beschimpft, um ihre Untreue deutlich werden zu lassen. Er hat Jesus verraten und ihn für Geld ans Messer geliefert. Was so grausam klingt, was wir jedes Jahr aufs Neue vielleicht bedenken, indem wir uns fragen, warum er Jesus verraten hat, ist uns Menschen rein vom Verhalten her doch eigentlich nicht ganz fremd.

Sind wir nicht alle ein bisschen wie Judas? Und sind wir nicht alle schon von einem Judas verraten worden? Fest steht, dieses Verhalten ist nicht mehr als 2000 Jahr alt, sondern brandaktuell, denn wir kennen es auch heute noch. Ein Mann verrät seinen Freund, sie sind sich beide eigentlich so nah. Und die Gründe kennen wir auch: Er wurde womöglich von der Angst übermannt. Und diese ist ja bekanntlich der schlechteste Berater. Vielleicht wollte sich Judas auch profilieren, sich besser als seine Kollegen darstellen und nicht nur seine eigene Haut retten.

Und genau hierum dreht es sich, wenn wir uns auf Ostern vorbereiten sollen: Wir sollen versuchen, nicht zum Judas zu werden, sondern zu denen, die bei Jesus geblieben wären. Wir sollen versuchen, den Judas in uns abzulegen. Das heißt im konkreten Leben: Andere nicht für die eigene Profilierung in die Pfanne hauen, den eigenen, eng vertrauten Mitmenschen treu sein, gegen die Angst ankämpfen. Das ist etwas, das Umkehr bedeuten kann. (CHRISTINA LANDER) +++

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