Bauberufe zum Ausprobieren
Mehr Meister, weniger Master! Info-Wochen auf Lehrbaustelle der Bauwirtschaft
Fotos: Gudrun Schmidl
03.03.2018 / BEBRA -
Der großformatige, an der Fassade der Lehrbaustelle angebrachte Slogan „Die Zukunft ist unsere Baustelle“ ist Verheißung und Angebot gleichermaßen. Die Lehrbaustelle der Bauwirtschaft ist Sitz des Bildungszentrums Osthessen Bebra, das wiederum Mitglied des Bildungszentrums Bau Osthessen e.V. ist, einem Zusammenschluss von fünf überbetrieblichen Ausbildungsstäten des Bauhandwerks im osthessischen Raum. Seit dem 01.09.1979 wird hier die überbetriebliche Ausbildung in der Bauwirtschaft im hiesigen Raum durchgeführt.
„Diese Tage der offenen Türen haben sich bewährt“, versichert Klaus Stöcker, der langjährige, inzwischen aus dem Amt ausgeschiedene Kreishandwerksmeister, grenzt aber ein: „Der Erfolg ist nicht messbar. Wird bei einem späteren Einstellungsgespräch danach gefragt, erinnern sich die jungen Menschen vor allem an die angebotene Bratwurst und Cola“. Diese mit einem Augenzwinkern vorgetragene Aussage begründet sich damit, dass den Schülerinnen und Schüler das kulinarische Angebot zur Stärkung dient und bei den ausgetragenen Wissens- und Geschicklichkeitsspielen Preise zu gewinnen sind. Das alles ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden, von denen die Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda einen erheblichen Teil übernimmt.
Insgesamt 611 Schülerinnen und Schüler der Brüder-Grimm-Gesamtschule, der Gesamtschulen Niederaula, Geistal, Obersberg und Schenklengsfeld, der Beruflichen Schulen aus Bad Hersfeld und Bebra, der Jakob-Grimm-Schule und der Blumensteinschule nutzen das Angebot. Von der Bauwirtschaft in Hessen werden Schüler/-innen mit Hauptschulabschluss gesucht, die Interesse an technischen Abläufen haben und sowohl für ein Grundverständnis von mathematischen wie auch von arbeitstechnischen Abläufen zu gewinnen sind. 70 bis 100 junge Menschen kommen pro Tag und in dieser Zeit wird der laufende Betrieb auf ein Minimum zurückgefahren.
"Die Lehrbaustelle ist bundesweit ein Leuchtturm im Bereich Migration, um den wir beneidet werden", betont die Erste Kreisbeigeordnete Elke Künholz und ergänzt: „Hier werden Menschen in die Gesellschaft eingegliedert und bekommen eine Chance, ins Arbeitsleben einzusteigen“. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Derzeit werden im 1. Lehrjahr 35 junge Männer ausgebildet, die Hälfte davon mit Migrationshintergrund. Zu den Auszubildenden gehört ein Mädchen, die den Beruf der Fliesenlegerin erlernt. "Sie macht sich klimatisch sehr gut in der Männerdomäne, steigert insgesamt das Leistungsniveau", betont Klaus Stöcker.
Orientierungsprogramme, Betriebspraktika, Vernetzung der Schulsozialbeiter mit dem Jobcenter und der Kreishandwerkerschaft auf Kreisebene sollen helfen, schon frühzeitig künftige Auszubildende zu erreichen. Auch die Anstrengungen seitens der Arbeitgeber, den dringend nötigen Nachwuchs für das Handwerk zu begeistern, sind beachtlich. Der Wettbewerb um die Köpfe hat begonnen, das lassen sich Firmen zum Beispiel auf Ausbildungsmessen was kosten. Landrat Dr. Michael Koch wünscht sich mehr Meister und weniger Master, ist doch gerade der Landkreis Hersfeld-Rotenburg eine bedeutende Region des Bauhandwerks mit namhaften Firmen, die bedeutende Arbeitgeber sind. Es wäre wünschenswert, wenn die Informationstage Früchte tragen und sich einzelne Schülerinnen und Schüler vorstellen können „mit den Händen zu arbeiten“. Ein Schüler war auf Nachfrage von Osthessen-News jedenfalls nicht zu begeistern, denn er will irgendwann „Klamotten verkaufen“. (Gudrun Schmidl) +++