Verabschiedung mit 180 Gästen
Schwiddessen macht keinen Hehl: "Ich freue mich auf mein Privatleben"
Fotos: Julius Böhm
01.03.2018 / PETERSBERG -
„Die Freude überwiegt“, sagte Schwiddessen zu OSTHESSEN|NEWS, während von rechts und links Hände ankamen, um sich vom scheidenden CDU-Rathauschef zu verabschieden und die besten Wünsche mit auf den Weg zu geben. „Ich freue mich auf mein Privatleben - darauf, meinen Terminkalender selbst in der Hand zu haben und auf mehr Zeit für mich und meine Familie. Wenn ich jetzt noch gesund bleibe, kann ich mir gar nicht mehr wünschen.“
An einem ganz einfachen, alltäglichen Beispiel machte Karl-Josef Schwiddessen fest, was der vollgepackte Terminplan und der tägliche Stress als Bürgermeister bedeute. „Du kommst abends sehr müde nach Hause und hast noch viele Dinge im Kopf. Wenn du dann ein Buch in die Hand nimmst und erst ein paar Tage später wieder, hast du längst den Faden verloren. Auf solche Kleinigkeiten, wie ein Buch mit Ruhe und voller Aufmerksamkeit zu lesen, freue ich mich. Aber auch auf meine Familie, Freunde und Sport. Einfach mein Privatleben.“
Keine Selbstverständlichkeit, denn Schwiddessen war ein Rathauschef mit Ecken und Kanten. In Erinnerung wird die Causa Handymast auf dem Gemeindegebiet bleiben, die ihn fast seine Wiederwahl 2005 gekostet hatte. "Der Begriff 'stromlinienförmig' wurde nicht für Sie erfunden", fasste es Landrat Bernd Woide zusammen, ergänzte aber: "Ihnen gilt Dank, Respekt und Anerkennung. Es ist Ihr Verdienst, dass Petersberg so gut aufgestellt ist." Karl-Christian Schelzke, Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, lobte die guten Diskussionen mit Schwiddessen als langjährigem Vorsitzenden der Kreisversammlung der Bürgermeister. Felix Gaul, Vorsitzender der Gemeindevertretung Petersberg sagte, Petersberg und Schwiddessen sei zu einer festen Einheit geworden. "Diese lange und prägende Periode mit Ihnen als Rathauschef wird sicherlich in die Historie von Petersberg eingehen", so Gaul.
"Mit all meiner Kraft habe ich mich für meine Heimatgemeinde eingesetzt und nun freue ich mich, dass ich sie so wohlgestaltet weitergeben kann", sagte Schwiddessen und dankte an dieser Stelle auch seinen Mitarbeitern für eine "hervorragende Arbeit". Carsten Froß heißt sein Nachfolger. Den entscheidenden Tipp wollte der Ex- dem Petersberger Neu-Bürgermeister nicht mit auf den Weg geben: "Der Haushalt ist ausgeglichen, die Konten sind gut gefüllt, ich weiß meine Felder wohlbestellt und gebe sie gerne in die Hände meines Nachfolgers. Er ist alt genug und wird schon wissen, was er tut."
Inzwischen zum Petersberger Ehrenbürgermeister ernannte, dem zweiten nach Josef Petri, schloss "Karlo" Schwiddessen mit den Worten: "Am Samstag kam ich vom Brötchen holen und sagte zu meiner Frau: Es ist ein Gefühl, wie früher als Schüler. Endlich gibt es Ferien." (Julius Böhm) +++