Arbeit gegen Vorurteile und die Zeit

Kastrationsmobil gegen Katzenschwemme: Sisyphusarbeit im Kreis Fulda


Fotos: Marius Auth

28.02.2018 / NÜSTTAL - Im Frühjahr vermehren sich streunende Katzen besonders stark, eine Kastrationspflicht gibt es bisher nur in wenigen hessischen Gemeinden. Mit dem Kastrationsmobil ist der Landestierschutzverband Hessen verstärkt im Landkreis Fulda unterwegs, um der Katzenschwemme Herr zu werden. Am Dienstag wurde in Haselstein bei Hünfeld Halt gemacht, 25 verwahrloste Katzen waren in den Tagen zuvor gefangen worden.


Heike Sippel aus Haselstein, die für den Tierschutzverein Hünfeld die Örtlichkeit gestellt hat, erklärt die Vorurteile gegenüber der Kastration: "Die meisten Bauern sind leider immer noch der Meinung, dass eine kastrierte Katze keine Mäuse mehr fangen würde. Deswegen gibt es gerade auf den Dörfern jede Menge verwilderte Katzen, die auch schwer zu handhaben sind." Tierärztin Stefanie Bissbort und Tierarzthelfer Pascal Hofmann bereiten eine der bewusstlosen Katzen mit Gurtspannern auf dem Operationstisch des umgebauten Kleinlasters vor, bis in die späten Abendstunden wird der Einsatz dauern: "Bei männlichen Katzen geht die Prozedur deutlich schneller: In rund 15 Minuten werden die Hoden entfernt, bei den weiblichen Katzen müssen die gesamten Eierstöcke entfernt werden, das dauert bis zu 30 Minuten", erklärt Bissbort. Im Anschluss werden Schmerzmittel und Antibiotika verabreicht, nach einer Behandlung gegen Würmer, Flöhe und Zecken geht es im Normalfall wieder in die freie Wildbahn - viele der streunenden Katzen würden im Tierheim verenden.

Der Landestierschutzverband Hessen übernimmt die Kosten fürs Kastrationsmobil, seit 2014 steigt die Zahl der Einsätze kontinuierlich: Allein in Hessen wird die Zahl der streunenden Katzen vom Landestierschutzbund auf 500.000 geschätzt. Nur 18 von 426 hessischen Städten und Gemeinden haben bisher eine Kastrationspflicht eingeführt. Marburg und der Landkreis Fulda sind Einsatzschwerpunkte fürs Kastrationsmobil: "Durch die unkontrollierte Vermehrung in freier Wildbahn entstehen für die Tierschutzvereine wesentlich höhere Kosten. Krankheiten und Missbildungen sind bei streunenden Katzen sehr verbreitet", erklärt Sippel. (Marius Auth) +++

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