Dauerfrost und eisiger Wind

Sibirische Kälte bereitet den Vereinen massive Probleme

Gefrorene Plätze wie hier in Lehnerz machen den Vereinen der Region zu schaffen
Fotos: Tobias Herrling

27.02.2018 / FUSSBALL - Teilweise zweistellige Minusgrade, gefrorene Plätze und eiskalte Winde: die Bedingungen für die Fußballer der Region sind seit Tagen erschwert. Bis diesen Donnerstag soll Osthessen noch einer Kühltruhe ähneln, erst zum Wochenende hin werden höhere Temperaturen erwartet. Doch klar ist: der Spieltag steht auf der Kippe.


Bereits am vergangenen Spieltag waren mit dem SV Steinbach, der sein Heimspiel gar nach Lehnerz verlegen musste, dem RSV Petersberg (in Schwalmstadt) und der SG Bad Soden (gegen Sand) nur drei osthessische Vertreter in Verbands- und Hessenliga im Einsatz. Alle Spiele ab Kreisoberliga abwärts wurden ebenfalls abgesagt. Am kommenden Wochenende könnte es ähnlich ablaufen.

Denn die Kälte hat die Region weiter fest im Griff, bis Donnerstag sind Dauerfrost und Temperaturen zwischen Minus einem und Minus acht Grad vorhergesagt. Nachts sinkt das Thermometer gar in den zweistelligen Minusbereich. Erst ab Freitag sollen nach derzeitigen Vorhersagen Plusgrade erreicht werden, am Samstag und Sonntag werden zwischen zwei und zehn Grad erwartet.

Der Verband hat bereits reagiert und bis Donnerstag ein Abendspielverbot ausgesprochen. Doch ob am Wochenende, wenn auch die Gruppenliga wieder den Betrieb aufnehmen soll, gespielt werden kann, erscheint äußerst fraglich. "Müsste ich die Wahrscheinlichkeit in Prozent angeben, läge diese wohl bei zehn Prozent", sagt etwa Martin Hohmann, Sportleiter bei Borussia Fulda.

Für den Hessenligisten stünde ein Heimspiel gegen Waldgirmes (Samstag, 14:30 Uhr) auf dem Plan. "Der Platz ist ja gefroren und bis Samstag würde er wohl nur oberflächlich auftauen. Mit den Stollen kommt man nicht in den Rasen, man hätte keinen Halt und die Verletzunsgefahr würde steigen", führt Hohmann aus und betont: "Das letzte Wort hat ja die Stadt, aber man würde den nagelneuen Rasen in Mitleidenschaft ziehen." Tendenz: Absage bei den Borussen.

Anders könnte es beim SCB-Rivalen aus Lehnerz aussehen. Der bittet am Samstag (14:30 Uhr) Aufsteiger Flieden zum Derby - und könnte auf Kunstrasen ausweichen. "Wir hoffen, dass es nicht schneit", sagt TSV-Finanzvorstand Martin Geisendörfer. Bleibt die weiße Pracht aus, stünden die Chancen gut, dass das Derby auf dem Kunstrasen, auf dem zuletzt Steinbach spielte, steigen kann.

Problematisch könnte es wiederum in der Gruppenliga - und darunter - werden. "Stand jetzt ist der Platz unbespielbar", sagt etwa Thalaus Sportleiter Frank Görlich, "eine Entscheidung aber fällt erst am Freitag." Sein FSV würde im Wittiggrund auf die SG Kerzell (Samstag, 15 Uhr) treffen. Auch in Thalau geht die Tendenz in Richtung Absage, denn der Dauerfrost der letzten und nächsten Tage verwandelt die Plätze in knallharte Wiesen.

"Die Gesundheit der Spieler hat oberste Priorität", betont dann auch Matthias Weber, Sportleiter der SG Bronnzell. Die Viktoria würde am Sonntag (15 Uhr) Schlusslicht Eiterfeld/Leimbach empfangen. "Der Platz sieht nicht gut aus. Man muss von einer Absage ausgehen", sagt Weber. Für Bronnzell wäre es die erste Spielabsage, die Viktoria konnte als einzige Mannschaft der Gruppenliga alle 18 Begegnungen austragen.

Doch ob Hessen-, Verbands- oder Gruppenligist: sie eint die erschwerten Verhältnisse, die auch den Trainingsbetrieb einschränken - bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Während Lehnerz auf dem Kuntsrasen einigermaßen ordentlich trainieren konnte ("Nur der eisige Wind hat für Probleme gesorgt", Geisendörfer), musste Bronnzell improvisieren.

"Wir sind ins Fitnessstudio oder in die Soccer-Five-Halle und sporadisch auf den Kunstrasen am Domgymnasium gegangen", sagt Matthias Weber. Beim FSV Thalau wurde, so Frank Görlich, überwiegend in der Halle trainiert und auch Borussia Fulda übte eingeschränkt. "Es sind ganz schwere Bedingungen, mit denen jeder Verein derzeit zu kämpfen hat", sagt SCB-Sportleiter Martin Hohmann.

Unterdessen hat der Hessische Fußballverband (HFV) reagiert und bis einschließlich Donnerstag ein Abendspielverbot, das sowohl für Pflicht- als auch Freundschaftsspiele gilt, ausgesprochen. "Das war das einzig sinnvolle. Mit allen Mitteln wollen wir die Spiele auch nicht durchprügeln", erklärt Verbandsfußballwart Jürgen Radeck.

Auch wenn die Temperaturen bis zum Wochenende steigen sollen, rechnet Radeck mit zahlreichen Absagen. "Ich glaube nicht, dass auf Rasen gespielt werden kann. Dafür war es zu lange zu kalt und so schnell tauen die Plätze nicht. Auf den Kunstrasenplätzen kann aber wohl gespielt werden", blickt Radeck dem Wochenende entgegen. Es gelte, Löcher im Spielplan zu suchen, um die abgesagten Spiele nachzuholen.

"Das ist ein Jahr, das in die Geschichte eingeht", sagt Radeck und spricht von jahrelang nicht dagewesen Verhältnissen. "Vor fünf Jahren haben wir einmal ähnliche Verhältnisse gehabt und mussten die Saison verlängern", blickt der Funktionär zurück. Ein Szenario, das in diesem Jahr verhindert werden soll. Auch, wenn am kommenden Wochenende zahlreiche Absagen drohen. (Tobias Herrling) +++

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