„Wer auch nur ein einziges Leben rettet..."
CDU-MdB Brand ehrt Wilm Hosenfeld in Warschau und am Sonntag in Thalau
Fotos: privat
25.02.2018 / EBERSBURG -
Am heutigen Sonntag wird Wilm Hosenfeld – 1895 in Mackenzell geboren, 1952 in Stalingrad gestorben – in Ebersburg-Thalau/Rhön geehrt. Er war der Retter von Wladyslaw Szpilman, dem begnadeten Pianisten und Komponisten. Durch den Film „Der Pianist“ von Roman Polanski wurde der Schulleiter der früheren Dorfschule von Thalau (1927-1939) weltweit bekannt. Er rettete mehrere Leben, bevor er 1952 in russischer Kriegsgefangenschaft starb.
2008 wurde Wilm Hosenfeld von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel als „Gerechter unter den Völkern geehrt. Ein Festakt findet heute (25.02.) in der Kirche Thalau (ab 13.30 Uhr) statt. Anschließend wird die Thalauer Initiative „Wilm Hosenfeld“ ihm zu Ehren auf dem Gelände der Grundschule Thalau einen Gedenkstein enthüllen und einweihen. Teilnehmen wird auch der Fuldaer Bundestagsabgeordneter Michael Brand, der 2016 als Vorsitzenden des Bundestags-Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe in die polnische Hauptstadt Warschau reiste, auch um dort „an Wilm Hosenfeld und Wladyslaw Szpilman zu erinnern, an dieses große Beispiel der lebensrettenden Tat“, so Brand.
„Mir war es ein echtes Anliegen und eine Ehre, im Namen des Deutschen Bundestages einen Kranz am Grab von Wladyslaw Szpilman in Warschau niederzulegen, an ihn und Wilm Hosenfeld in Dankbarkeit zu erinnern. Auch den Ort aufzusuchen, wo sich die beiden 1944 zum ersten Mal begegnet sind. Es ist wohl der einzige polnische Ort, wo öffentlich, durch eine Gedenktafel an den Lebensretter Wilm Hosenfeld erinnert wird.“
Bei ihrer ersten Begegnung erfuhr Hosenfeld, dass der Halbverhungerte ein Pianist war. Er forderte ihn auf, auf dem Klavier in einem Nachbarraum zu spielen. Der Pianist spielte die Nocturne cis-Moll von Frederic Chopin, die Szpilman selbst 5 Jahre zuvor im polnischen Rundfunk als letztes Lied spielte, bevor das Programm wegen der deutschen Luftangriffe unterbrochen wurde.
„Mit genau demselben Stück – wieder gespielt von Wladyslaw Szpilman – nahm der polnische Rundfunk seine Sendungen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf“, sagte in seiner bewegten Rede im deutschen Parlament der 91-jährige Literaturkritiker und Überlebende des Warschauer, Gettos Marcel Reich-Ranicki.
Wladyslaw Szpilman selbst hat erst 1950 den Namen seines Retters erfahren, besuchte 1957 in Thalau dessen Witwe, um ihr von der Rettung zu berichten. Dabei erfuhr er, dass sein Lebensretter 1952 im Gefangenlager in Stalingrad gestorben war, obwohl mehrere Gerettete sich für Hosenfelds Freilassung eingesetzt hatten.
Der Thalauer Initiative „Wilm Hosenfeld“ spricht Michael Brand einen „großen Dank“ aus: „Dass Wilm Hosenfeld nicht vergessen wird, ist das Vermächtnis an uns heute. Ich danke allen, die in der Region und weit darüber hinaus Wilm Hosenfeld eine ehrende Erinnerung bewahren“, sagte der CDU-Abgeordnete. „Diese Erinnerungskultur ist für uns heute von Bedeutung. Mit der Einweihung des Gedenksteins an seiner Schule in Thalau ist der richtige Ort gefunden.“ Die Forschung der letzten Jahre und Jahrzehnte, die Veröffentlichungen seiner Tagebücher und Briefe habe „ein differenziertes Bild eines besonderen Menschen hinterlassen“.
„Wer auch nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“, zitiert Brand aus dem Talmud, eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, und dankt auch der Stadt Hünfeld, dass sie 2011 Hosenfelds Geburtshaus in Mackenzell ehrenhalber in „Wilm-Hosenfeld-Haus“ umbenannt hat. (pm) +++