Öffentliche Sitzung des runden Tisches
Geplante Ortsumgehung: Konnte 3D-Animation die Skeptiker überzeugen?
6. runder Tisch zur Ortsumgehung bei Wartenberg am Dienstagabend
Fotos: Erich Gutberlet
17.01.2018 / WARTENBERG -
Seit Jahrzehnten quält sich der Verkehr von Fulda nach Lauterbach durch die Vogelsberggemeinde Wartenberg und ihre beiden Ortsteile Landenhausen und Angersbach. Und seit Jahrzehnten wird daher eine Ortsumfahrung herbeigesehnt, deren Planung nun so gut wie abgeschlossen ist und mitten im Genehmigungsverfahren steckt. Dumm nur, dass nicht wenige Wartenberger mittlerweile das 69-Millionen-Euro-Bauvorhaben eigentlich gar nicht mehr wollen, weil sie dadurch eher Nachteile befürchten.
Um eben diesen Bürgern die Sorgen zu nehmen, fand am Dienstagabend im Wartenberg Oval der mittlerweile 6. Runde Tisch „Ortsumgehung Wartenberg/Lauterbach“ statt, bei dem die „neue“ B254 schon mal in einer 3D-Animation ausführlich unter die Lupe genommen werden konnte. Gemäß dem Motto: Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte.
Auf dem Podium saßen in Zurückhaltung der Bürgermeister von Wartenberg, Dr. Olaf Dahlmann, sein Lauterbacher Amtskollege Rainer-Hans Vollmöller sowie Erster Beigeordneter Dr. Jens Mischak vom Vogelsbergkreis. Moderiert wurde der Abend souverän von Jürgen Ackermann, Kreistagsvorsitzender a.D., der keineswegs in Verdacht steht befangen zu sein, wie er betonte, „weil ich in Grebenau wohne und stets die A7 fahre“.
Hauptakteur des Abends war freilich Ulrich Hansel, Regionalbevollmächtigter des hessischen Verkehrsmanagements „Hessen Mobil“, der mit drei Kollegen sowie Oliver Krebs angereist war, dem Chef des Unternehmens „V-Kon.media“ aus Trier, das seit Jahren mit „Hessen Mobil“ zusammenarbeitet und eine Software entwickelt hat, die aufgrund von Landesvermessungsdaten die komplette geplante „neue“ B254 detailgetreu abbilden kann.
Und so überflog das Publikum die etwa zwölf Kilometer lange Strecke von Mar nach Müs zunächst in der Vogelperspektive hin und zurück, um sie dann aus einer leicht erhöhten Fahrerperspektive nochmal abzufahren. Was folgte war eine Flut von Fragen, die auf Ulrich Hansel einprasselte, der sie bereitwillig und erschöpfend beantwortete: Wie weit ist die neue Umgehungsstraße von diesem bestimmten Haus entfernt? Oder vom Friedhof? Wenn ich in jenem Haus wohne, welche Sichtachse werde ich dann haben? Wie hoch wird diese Brücke und wie lange jene? Wird es da nicht einen Unfallschwerpunkt geben? Ist dieser Knotenpunkt überhaupt nötig? Wie hoch wird dieser Wall, wie tief dieser Einschnitt? Wieviel Erde wird bewegt, wieviel Nutzland geht verloren? Sie können mir doch nicht weismachen, dass man da vom Verkehrslärm nichts mitbekommt! - Es sprudelte nur so aus den Bürgern heraus.
Auffallend angenehm war, dass der Frage-Marathon einigermaßen sachlich blieb, so wie es sich Jürgen Ackermann eingangs auch gewünscht hatte. Äußerungen wie „dieser ganze Mist“ - womit die Umgehungsstraße gemeint war - waren die absolute Ausnahme.
Bleibt die Frage, was der Abend gebracht hat: Immerhin konnten sich die etwa 350 Zuschauer - gerechnet hatte die Gemeinde im Vorfeld mit 800 - ein besseres Bild über die geplante Strecke machen, und die Befürworter werden sich bestärkt fühlen. Ob aber auch die Skeptiker überzeugt werden konnten, darüber mag hier nicht entschieden werden. Denn die Sorge vor negativen Auswirkungen der Ortsumgehung scheint in Wartenberg tatsächlich ziemlich groß zu sein. - Auszüge aus der 3D-Animation sollen ab Mittwochmittag abrufbar sein unter https://mobil.hessen.de/ Erst auf den Button „Planungen“ drücken, dann auf „Mittelhessen“. (Matthias Witzel) +++