Auf dem Gelände des ehemaligen Tierparks
In Mansbach soll das deutschlandweit erst zweite Demenz-Dorf entstehen
Vorläufige Architektur-Entwürfe (4): Karsten Kimpel
16.01.2018 / HOHENRODA -
Die kleine Gemeinde Hohenroda im Kreis Hersfeld-Rotenburg hat Großes vor. Denn dort soll im Ortsteil Mansbach auf dem Gelände des ehemaligen Tierparks das bundesweit erst zweite Dorf für Demenzkranke entstehen. Bürgermeister Andre Stenda (parteilos) gab auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS ausführlich Auskunft über den Stand der Planung.
Der Tierpark, der früher als eine Art Streichelzoo angelegt war, später dann aber auch Raubkatzen beherbergte, sei in der Bevölkerung nicht unumstritten gewesen. "Vor allem wegen der Nähe zur benachbarten Grundschule war das für viele bedenklich", so Stenda, "also hat die Gemeinde vor etwa eineinhalb Jahren den Nutzungsvertrag mit dem Pächter im beiderseitigen Einvernehmen gekündigt. Seitdem liegt das Areal brach, und wir mussten uns überlegen, was wir damit anstellen."
Ein Arbeitskreis wurde gegründet, und schon bald stand fest, dass man irgendwie in Richtung altersgerechtes Wohnen gehen wolle. "Irgendwann haben wir uns dann dafür entschieden, etwas ganz Spezielles auf dem Gelände zu errichten - nämlich ein Dorf für Demenzkranke. So etwas gibt es in Deutschland bislang nur in Tönebön bei Hameln", sagt Stenda. "Selbst die Politik hat mittlerweile erkannt, dass das Thema Demenz in den nächsten Jahren immer wichtiger wird. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind."
Die Resonanz auf das Vorhaben sei durchweg positiv: "Die Hochschule Fulda, die wir bei dem Projekt irgendwie mit ins Boot holen möchten, ist sehr interessiert, ebenfalls der Landkreis Hersfeld-Rotenburg und die Bevölkerung in Mansbach. Das ist für uns besonders wichtig. Denn das Demenz-Dorf soll kein abgeschlossenes Ghetto sein, sondern muss in die Dorfgemeinschaft eingebunden werden."
"Insgesamt sollen 50 bis 60 Wohneinheiten auf dem 11.000 Quadratmeter großen Gelände entstehen", erklärt Architekt Karsten Kimpel, der mit der Planung beauftragt ist, gegenüber O|N. Die Umsetzung sei eine große Herausforderung und verlange eine intensive Planung. "Die Architektur muss genau an das Krankheitsbild angepasst werden. Demenz ist ja nicht gleich Demenz. Da gibt es lichte Momente, aber eben auch ganz schlimme Phasen."
Wann das Projekt umgesetzt werden kann, darüber kann Bürgermeister Stenda noch keine Angaben machen. "Es gibt jetzt erst einmal eine Wirtschaftlichkeitsanalyse. Und unser SPD-Bundestagsabgeordneter Michael Roth will prüfen, welche Fördergelder für uns in Frage kommen. Auch führen wir Gespräche mit potentiellen Betreibern und Investoren." Eines steht für Stenda aber schon jetzt fest: "Das Dorf muss auf Langfristigkeit angelegt werden. Und dann wird es nicht nur hessen-, sondern auch bundesweit von Bedeutung sein." (Matthias Witzel) +++