Soloprogramm "Pech gehabt"

Bodo Bach - der Lieblingshesse auf Welttournee durch ganz Deutschland

Bodo Bach aus Offenbach garantiert Lachsalven im Minutentakt. Wer nicht dabei war, hat Pech gehabt
Fotos (5): Gudrun Schmidl

15.01.2018 / BAD HERSFELD - Comedian Robert Treutel alias Bodo Bach wurde mit seinen legendären Scherzanrufen im Radio bekannt. Jetzt ist der gebürtige Frankfurter auf Welttournee durch ganz Deutschland. Am Samstag machte er nach fast genau einem Jahr wieder Station in der Stadthalle in Bad Hersfeld. Im Gepäck hatte er sein 5. Soloprogramm „Pech gehabt“, nicht ganz neu, aber runderneuert und unglaublich gut. „Letztes Jahr war es voller“, bemerkte er angesichts einiger unbesetzter Stühle. Was soll´s? Alle, die da waren, freuten sich auf ihren Lieblingshessen, der mittendrin im prallen Leben steht. „Ich hoffe, es wird für sie alle ein schöner Abend“, rief das liebenswerte Plappermaul dem Publikum zu. „Wenn nicht, passt schon mal der Titel“.



Bodo Bach erläuterte zunächst den Zusammenhang von Comedy und Pech: „Pech hat immer auch eine komische Seite. Ein bisschen Stinkstiefel sind wir alle. Alles ist komisch, solange es anderen passiert ist“ und ergänzt: „Pech wird allerdings oft mit Dummheit verwechselt“. Er liefert ein Beispiel: „Waren sie schon mal samstags bei Ikea? Das ist Dummheit und kein Pech“. Bodo Bach, der zuhause viel zu sagen, aber nichts zu melden hat, musste aus der Not heraus ausgerechnet an einem Samstag im Ikea auf die Suche nach einem neuen Küchenschrank gehen. Eingepfercht in die Schlange der Besucher, die sich durch die Ausstellung drängelte, entdeckten er und seine Gerda das Modell „Küchenvik“, das gekauft, transportiert und unter lautem Gestöhne: „Ich kriege einen Anfall“ von Bodo mit Handwerker-Alzheimer aufgebaut wurde: die Regale sind außen, weil die Tür nach innen aufgeht.

Bodo Bach ist 60 Jahre alt, im Sternzeichen Skorpion geboren. Obwohl sein Aszendent Pulverfass ist, ist er nach eigenen Angaben generell gemütlicher und altersmilde geworden. Sein Glück teilt er mit seiner Frau Gerda, die nichts mit dem Titel seines Programms zu tun hat, wie er ausdrücklich betont. Seit 29 Jahren sind sie verheiratet, oftmals schreibt er „Ich liebe Dich“ in den Staub auf der Kommode. Pech hat er mit Rüdiger – seinem Bub. „Ich mag ihn – ich kann ihn nur nicht leiden. Rüdiger hat keine Frau oder Freundin, ist aber gut im Bett. „Er hat alles abgebrochen, nur seinen täglichen Mittagsschlaf nicht“. Bodo möchte endlich Opa werden und versucht, seinen Rüdiger an die Frau zu bringen. Die Anzeige „Penner – Ende 20 – zwecks Vermehrung günstig abzugeben“ ist geschaltet.

Jeder Erlebnisbericht von Bodo Bach wird von dem begeisterten Publikum mit wahren Lachsalven und viel Zwischenapplaus quittiert. Das gefällt dem Offenbacher mit dem charmanten südhessischen Dialekt, denn in Bonn musste er kürzlich vor stocksteifem Publikum spielen und in Baden-Baden ist es noch schlimmer. „Hier kommen die Leute ins Programm, um zu sterben“. Schon früh hatte der Spaßvogel aus Leidenschaft Detlef, in der ersten Reihe sitzend, zu seinem Assistenten erklärt. Später wurde auch Colin, der mit 15 Jahren wahrscheinlich jüngste Besucher, in das Programm einbezogen. Der Großteil des Publikums war etwa das Baujahr des Protagonisten auf der Bühne und reiste mit ihm in die Kindheit und Jugend, schwelgte in Erinnerungen an die Lieblingstiere Fury, Flipper und Lassie. Damals wurden die E-Mails mit Tinte geschrieben und Musikkassetten waren IPod mit Salat, erklärt Bodo Bach dem ahnungslosen Colin. Schwer zu sagen, wer als junger Mensch glücklicher war oder ist. Fest steht, dass der Bodo als erwachsener Mann am glücklichsten ist, wenn er die Jogginghose anzieht, Fußball guckt und gut gekühltes Bier im Kühlschrank hat.

Das Publikum lernte in gut zwei Stunden den verpeilten Lutz kennen, wurde über das Ableben eines ungeliebten Nachbarn informiert und lachte sich schlapp über die Geschehnisse auf dessen Beerdigung. Auch die Nachbarinnen Uschi und Elisabeth, beruflich esoterisch hoch begabt, sozusagen „Menschen mit Meditationshintergrund“, wurden thematisiert. Die Hersfelder begleiteten Bodo ins Museum, wo er manches gesehene moderne Gemälde dem „Alkoholismus“ zuschreibt und ging gedanklich mit ihm auf die documenta in Kassel, wo er begeistert vor einer Installation aus rotem Stahl verweilte, bis ihn Gerda aufmerksam macht: „Komm schon, das ist ein Feuerlöscher“.

Bodo Bach berichtet von Pechvögeln der Weltgeschichte, regt sich so über den Vollpfosten Trump auf, dass er eine Erektion bekommt – im Mittelfinger. Auch Vegetarier bekommen von dem bekennenden Fleischesser Bodo ihr Fett weg. Für ihn ist der leckerste Fisch noch immer der Schnitzel und ein weiterer Besuch in einem vegetarischen Restaurant ausgeschlossen. Hat er doch beobachtet, wie echte Vegetarier die Blumendeko gefuttert haben, wahrscheinlich hielten sie die für einen Gruß aus der Küche. „Leitungswasser wird dort nicht ausgeschenkt, denn das kommt aus dem Hahn“.  Lacher im Minutentakt garantiert.

„Comedy ist wie Sex. Wenn die Mutti mitmacht, traust du dich was“, ruft der gut aufgelegte Bodo seinem begeisterten Publikum zu. Weil die was vertragen können, beichtet er auch noch, dass er auf einer Weihnachtsfeier nackig auf dem Tisch Limbo an der eigenen Stange getanzt hat. Aber auch mit Weisheiten geizte er nicht: „Wenn wir Pech haben, ist das Glück nicht weg, es hat nur jemand anderes“. Frenetischer Schlussapplaus für Bodo.  (Gudrun Schmidl) +++







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