Weihnachtsgäste in Bahnhofsmission
Alle Jahre wieder - Gastronom Karsten Hess kocht für Bedürftige
Karsten Hess kocht seit 27 Jahren für die Weihnachtsgäste in der Bahnhofsmission
Fotos: Gudrun Schmidl
25.12.2017 / BAD HERSFELD -
Alle Jahre wieder und das bereits seit 27 Jahren kocht Karsten Hess unentgeltlich für Bedürftige, die zu diesem köstlichen weihnachtlichen Mittagessen immer am 24. Dezember in die Räumlichkeiten der Bahnhofsmission eingeladen werden. Es sind rund 20 Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Bad Hersfeld, die ganzjährig mit den Haupt- und Ehrenamtlichen der Bahnhofsmission in Kontakt sind und Hilfe brauchen.
Die Weihnachtsgäste hatten schon an der festlich eingedeckten Tafel Platz genommen, als mit einer Andacht auf die besinnlichen Stunden eingestimmt wurde. Diakonie-Pfarrer Jens Haupt las den Weihnachtspsalm und die Weihnachtsgeschichte und fand in seiner Ansprache passende Worte. Er berichtete von einem eigenen Erlebnis: Er packte ohne einen besonderen Anlass ein Päckchen, mit dem er einer bestimmten Person eine Freude machen wollte. Die Reaktion „Das habe ich gar nicht verdient“ kann er nicht akzeptieren, denn jeder Mensch darf sich freuen, wenn er beschenkt wird. Manchmal hindert gerade bedürftige Menschen die eigene Scham, ein Geschenk anzunehmen und sie hadern: „Habe ich es nötig?“ Jens Haupt ermunterte die Gäste, innerlich bereit zu sein, sich gerade an diesem besonderen Tag beschenken zu lassen.
Auch Landrat Dr. Michael Koch ließ es sich nicht nehmen, auf seiner Weihnachtstour der Bahnhofsmission einen Besuch abzustatten, obwohl es aus seiner Sicht einen anderen Koch gab, der in diesen Stunden viel wichtiger ist als er. Wie immer brachte der Landrat für das leibliche Wohl Christstollen mit und außerdem überreichte er für die weitere segensreiche Arbeit einen Scheck in Höhe von 375 Euro an die Leiterin der Bahnhofsmission, Silvia Hemel. Den anwesenden Gästen machte er Mut, den Weg zur Kreisverwaltung, die gleichzeitig Sozialbehörde ist, nicht zu scheuen. „Fordern sie, was ihnen materiell zusteht“. Dr. Michael Koch schränkt ein, dass die Behörde ihnen allerdings nicht das bieten kann, was sie in der Bahnhofsmission bekommen: eine große Portion Mitmenschlichkeit, Hilfe in existenziellen Notlagen und jederzeit das Stillen von Hunger und Durst.
Erster Stadtrat Gunter Grimm kam auch nicht mit leeren Händen und fragte in die Runde: „Was ist Heimat, ein Zuhause?“ Seine Auslegung: „Hier können die Menschen auf Zuneigung, Liebe und Unterstützung hoffen. Die Bahnhofsmission ist so ein Ort“, würdigte er das „unglaubliche Engagement“ der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Grimm betont, dass diese Arbeit seitens der Stadt Bad Hersfeld sehr hoch angesehen wird. Die Andacht wurde musikalisch von Lea Müller aus Neuenstein begleitet, viele Weihnachtslieder wurden mitgesungen. Dann wurde aufgetischt. Mit einer leckeren Suppe wurde das Festmahl eröffnet, als Hauptgericht hat Karsten Hess Schweinebraten mit Klößen, Kartoffeln und Rotkraut als Beilagen gekocht und angeliefert. Als Nachtisch gab es Vanillepudding mit heißen Kirschen. Auf Nachfrage, warum er das jedes Jahr tut, antwortete Karsten Hess: „Weil ich den Bezug zu Weihnachten nicht verlieren will“.
Viele Bürgerinnen und Bürger spenden zum Teil seit Jahren Kuchen, Plätzchen und andere Süßigkeiten für die Weihnachtsfeier in der Bahnhofsmission, die am Nachmittag zum Kaffee gereicht werden oder aber, wenn sehr viel übrig ist, in Lebensmittelpaketen mitgenommen werden können. Die Organisation einer solchen Feier wäre ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer gar nicht möglich, denen Dank und Anerkennung gebührt. Viele waren sogar schon Stunden früher vor Ort, um Brot und weitere Lebensmittel an Bedürftige auszugeben. (Gudrun Schmidl) +++