Liebe zum Beruf

Stellmacher Kurt Rössing (81) aus Kerspenhausen ist einer der letzten seiner Art

Wieder bastelt er an einem besonderen Stück, eine Handpumpe ganz aus Holz...
Fotos: Gerhard Manns

28.12.2017 / NIEDERAULA - Kurt Rössing aus Kerspenhausen ist mittlerweile 81 Jahre alt und noch immer ist er jeden Tag ab 7 Uhr in seiner Werkstatt und beschäftigt sich mit dem Werkstoff Holz, den ihm sein Vater Johannes Rössing wohl mit in die Wiege gelegt hat. Dort verbringt er die meiste Zeit des Tages, fertigt kleine Kunstwerke aus Holz, repariert alte Holzräder und stellt auch manchmal noch ein neues her. Meistens für Dekorationszwecke, oder ein Holzrad, das versehen mit einer Glasplatte auch als Tisch genutzt werden kann. Auf die Frage ob er sich ab und zu auch mal einen Mittagsschlaf gönnt, antwortete er spontan, „Mittagsschlaf gibt´s bei ihm nicht, sowas hat er noch nie gemacht“.



Allgemein wird er nur Kurt genannt, aber im Stammbuch steht sein richtiger Vorname, Konrad-Heinrich. In seiner väterlichen Stellmacherei in Kerspenhausen erlernte er den Beruf des Stellmachers. Damals beschäftigte sein Vater Johannes Rössing drei Gesellen und sein Sohn Kurt begann im väterlichen Betrieb im Jahr 1951 die dreijährige Lehre.

Stellmacherwerkstatt in dritter Generation, Liebe zum Beruf

Gegründet wurde die Stellmacherwerkstatt von Großvater Caspar Rössing im Jahr 1898 und Kurt Rössing führte nach der Übernahme des Betriebes von seinem Vater Johannes, diesen bis zu seinem Eintritt in den (Un)Ruhestand im Jahr 1998 in dritter Generation weiter. Hergestellt aus Holz wurden hauptsächlich Handwagen, Ackerwagen, Erntewagen, Leiterwagen für den Transport der Getreidegarben oder auch Langholzwagen für den Abtransport der Holzstämme aus dem Wald. Nach der fortschreitenden Industrialisierung, auch in der Land-und Forstwirtschaft in den 1950er Jahren, verlor das Stellmacherhandwerk immer mehr an Bedeutung, die Aufträge blieben aus und das hatte auch Folgen für die Stellmacherei von Kurt Rössing. Deswegen bewarb er sich im Jahr 1956 bei der Firma Börner in Bad Hersfeld, wurde eingestellt und war dort bis zu seinem Renteneintritt 1998 beschäftigt.

Er gehörte dem Betriebsrat 20 Jahre an, davon 18 Jahre als Vorsitzender. Seine Stellmacherwerkstatt betrieb Kurt Rössing, neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit bei Börners, bis 1998 weiter. So lange war auch die Werkstatt bei der Berufsgenossenschaft gemeldet. Heute werkelt er in seiner Werkstatt nur noch aus Liebe zu seinem Beruf, den es schon lange nicht mehr gibt, dieser Beruf ist praktisch ausgestorben und wird, wie von Kurt Rössing, nur noch von einigen wenigen, die den Beruf noch erlernt haben, meistens als Hobby-Tätigkeit oder Freizeitbeschäftigung betrieben. (Gerhard Manns) +++

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