In 2018 wird der Löwe rot
Projekt des SI Clubs Lauterbach: "Nie wieder Krieg!"
Fotos: Annette Deibel
12.12.2017 / LAUTERBACH -
Selbst heftiges Winterwetter konnte sie nicht abschrecken: Einige Frauen des SI Club Lauterbach-Vogelsberg kamen in Lauterbach bei Schneetreiben zusammen, um ihre für nächstes Jahr geplante Mitmach-Kunst-Aktion einer vorbereitenden Probe zu unterziehen. Nicht nur der Hubsteiger des Lauterbacher Betriebshofes mit seinem Fahrer Hans-Jürgen Knapp waren dazu gekommen, sondern auch Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller, der das Vorhaben des SI Clubs unterstützt. Desweiteren hatten sich eingefunden Stefan Kunst, dessen Firma Wenzel & Hoos die Stoffbahnen für die Test-Elemente gespendet hatte sowie Stadtrat Lothar Pietsch und Petra Junk von der Stadtverwaltung Lauterbach.
Im Zentrum des Geschehens stand und steht dabei der Löwe – das Denkmal am Berliner Platz in Lauterbach. Mit Hilfe von Hubsteiger und Leiter wurde unter widrigen Wetterverhältnissen Maß genommen und Stoffelemente am Löwen platziert, die als Muster für die Mitmach-Kunst-Performance unter dem Thema „Nie wieder Krieg!“ dienen sollen. Passanten blieben stehen und fragten die anwesenden SI-Clubfrauen, was denn da mit dem Löwen geschieht und erhielten Auskunft: Das Löwendenkmal ist Teil der Lauterbacher Alltagskultur, Begegnungsort und Stadtmarke. Kaum jemand schenkt ihm tiefergehende Aufmerksamkeit, was sich mit dem Projekt des SI Clubs sicher ändern wird. Ute Kirst, Designerin und Mitglied des SI Clubs, hatte die Idee, den Löwen nach dem Vorbild des sogenannten „Urban Knitting“ mit Woll-Elementen einzuhüllen, um ihn mitsamt seiner Geschichte wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung zu holen.
Die Mitmach-Kunst-Aktion lädt alle Menschen, die sich daran beteiligen wollen, zum Stricken oder Häkeln ein. Hierfür werden ab Mitte Januar in Lauterbach Woll-Stationen eingerichtet, in denen man sich kostenlos Wolle abholen kann, um nach einer einfachen Vorlage die Wollelemente zu fertigen, mit denen der Löwe dann am 1. und 2. September eingehüllt werden soll. Das Verhüllungsdatum ist gut gewählt. Bereits kurz nach dem Krieg 1870/71 wurde jährlich am 2. September das Sedansfest gefeiert, das an den Sieg über Frankreich erinnern sollte. Das 25jährige Jubliäum wurde 1895 auch in Lauterbach mit großem Festzug begangen. Nur drei Jahre später regte der örtliche Kriegerverein den Bau des Löwendenkmals an. Mit der Kunstperformance wird so das ehemalige Sedansfest in eine Friedensfeier umgewidmet. „Nie wieder Krieg!“ hat Ute Kirst das Projekt getauft, und mit diesem Motto wird nicht nur die Verhüllung selbst, sondern auch die über das Jahr verteilten Begleit-Veranstaltungen wie Vorträge oder Lesungen überschrieben sein.