"Mit dem Herzen sehen - Bilder aus der Pflege

Ausstellung erzählt die Geschichten hinter den Bildern

Ilana Katz bei der Eröffnung der Ausstellung "Mit dem Herzen sehen - Bilder aus der Pflege" in der Wandelhalle des Bad Hersfelder Kurhauses
Foto: Heinz-Jörg Kretschmer

13.12.2017 / BAD HERSFELD - Wie viel kann ein Lippenstift einer alten Dame bedeuten, deren Gedächtnis immer mehr schwindet? Wie viel auch nur ein Gänseblümchen? Mehr, als wir uns vorstellen können. Ivana Katz wusste bei der Eröffnung der Fotoausstellung "Mit dem Herzen sehen - Bilder aus der Pflege" in der Wandelhalle des Kurhauses von vielen berührenden Momenten zu erzählen, die sie und ihre Kollegen im Pflegebereich des Kasseler Sarah-Nussbau-Zentrums erlebt haben. Diese Momente mit den alten Menschen gemeinsam in einfühlsame Bilder umzusetzen, ist der Verdienst von Victor Zvarun, der nicht nur als Fotograf, sondern auch als Altenpfleger arbeitet.



Den Bildern der Ausstellung des Vereins sehreich sind kurze Texte beigefügt, die in einfacher, klarer Sprache dem Betrachter die Geschichten hinter den Bildern näher bringen. Wie könnte man sonst ermessen, was es für den jüdischen alten Herren bedeutet hat, dass er den Gebetsmantel seines Großvaters in, wie er sagt, gute Hände geben konnte? Den Gebetsmantel, der durch mehr als nur eine Hölle von Ghettos und Vernichtungslagern als übergroßes Vermächtnis in seinen Besitz kam. Diesen Gebetsmantel an einem besonders hervorgehobenen Platz in der Gedenkausstellung des Sarah-Nussbaum-Zentrums zu wissen, machte ihm den Abschied vom Leben leichter.

So gibt es kein Bild in dieser Ausstellung, das nicht eine Geschichte hinter dem Abbild hat. Sehreich-Vorsitzender Friedhelm Fett ist dankbar, diese Bilder erstmals außerhalb des Kasseler Jüdischen Zentrums zeigen zu können: "Ich war vom ersten Kontakt an von der Offenheit überwältigt, mit der man uns begegnete und unsere Bitte, die Bilder in Bad Hersfeld zeigen zu können, begrüßte." Bildautor Victor Zwarun, der auch die Collagen mit den alten Foto-Erinnerungen erarbeitet hat, ist begeistert von der dichten Wirkung, die die Bilder in der Sehreich-Galerie im Kurhaus entfalten. Hängen sie im Sarah-Nussbaum-Zentrum über mehrere Räume und Gänge verteilt, können sie jetzt in Bad Hersfeld konzentriert in einer gemeinsamen Hängung gesehen werden, die zusätzliche Verbindungen schafft.

Die Ausstellung ist noch bis zum 10. Januar zu den Öffnungszeiten des Kurhauses zu sehen. Gruppen und Einzelpersonen können sich wegen einer Führung an Ausstellungsmacher Friedhelm Fett wenden. Auch Ilana Katz hat zugesagt, bei entsprechendem Interesse noch einmal aus Kassel anreisen zu wollen. Dabei ist sie gerne bereit, die Geschichten zu den Bildern auch in russischer Sprache zu erzählen. +++

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