Vom Sprinter zum Footballer

Fuldaer Philipp Kleemann: Der Leichtathlet unter schweren Jungs

Erst Sprinter, jetzt Footballer: Der Fuldaer Philipp Kleemann hat die Sportart gewechselt.
Fotos: Carina Jirsch

01.12.2017 / FOOTBALL - Er nahm an deutschen Meisterschaften teil, trainierte wie ein Profi für seinen Traum von den Olympischen Spielen und musste ihn letztlich begraben: Philipp Kleemann. Als Sprinter war der 26-Jährige einer der besten Sportler der Region. Nun hat er sich von der Leichathletik verabschiedet und einen völlig anderen Weg eingeschlagen.



Philipp Kleemann hatte einen Traum. Er wollte nach Rio. Zu den Olympischen Spielen. Für diesen Traum setzte der 26-Jährige extra sein Medizinstudium aus, um wie ein Profi trainieren zu können. Doch der Traum platzte. Auch weil sich der Sprinter, dessen Leibstrecke die 400 Meter ist, im Olympia-Jahr verletzte. Eine hartnäckige Sehnenreizung am Fuß setzte ihn außer Gefecht. Heute, über ein Jahr nach Rio, hat Philipp Kleemann seine Karriere beendet. Und eine neue begonnen.

Denn der in Künzell-Engelhelms wohnende Kleemann ist jetzt Footballer. Aus dem Sprinter wurde ein Verteidiger. Denn bei den Fulda Saints ist Kleemann als Defense-Back eingeplant. Was zunächst außergewöhnlich klingt, kommt gar nicht so selten vor. „In der NFL gibt es einige Spieler, die in der Leichtathletik erfolgreich waren“, erzählt Kleemann im Gespräch mit ON|Sport. Und selbst bei den Saints ist der 26-Jährige nicht der Erste.

Denn Quarterback Kerim „Kurt“ Viebrock ging den gleichen Weg wie Philipp Kleemann: Von der Leichtathletik zum Football. Und Viebrock war es auch, der Kleemann, den diese Sportart schon immer fasziniert habe, das erste Mal zum Football mitnahm. „Wir sind ja früher noch in einer Staffel gelaufen“, erinnert sich Kleemann, „und letzten Sommer habe ich dann schon einmal die Vorbereitung mitgemacht.“ Zu diesem Zeitpunkt ging Kleemann schon für die LG Berlin an den Start.

Dorthin war Kleemann von der SG Johannesberg gewechselt, trainierte aber stets im gewohnten Fuldaer Umfeld weiter. Im Sommer dieses Jahres holte er sich sogar noch bei den deutschen Meisterschaften in Erfurt die Bronzemedaille mit der Staffel. Es sollte seine letzte als Sprinter sein. „Wenn man so will, war das natürlich der perfekte Abschluss“, sagt Kleemann. Zu seiner Entscheidung, seine Karriere als Sprinter zu beenden, hätten mehrere Faktoren geführt.

„Es war nicht so, dass es das eine K.O.-Kriterium gab“, so Kleemann. Vielmehr sei es ein Entscheidungsprozess gewesen. Denn Philipp Kleemann hat sein Studium beendet und wird ab Januar 2018 als Assistenzarzt in der Unfallchirurgie des Fuldaer Klinikums arbeiten. Zudem seien die Trainingsmöglichkeiten in der Region nicht ausreichend genug, um das angestrebte, nationale Spitzenniveau zu erreichen.

„Ich habe ja über ein Jahr alles dem Sport untergeordnet und es hat trotzdem nicht gereicht. Da stellt man sich die Frage, ob es sich lohnt, auf so viel zu verzichten“, gibt Kleemann zu Bedenken. Also zog der 26-Jährige einen Schlussstrich und siedelte über zum Football. Eine Umstellung, die ihm nicht gerade einfach fiel.

Denn als Leichtathlet war er Einzelkämpfer, jetzt ist er Teil einer Mannschaftssportart. „Dazu kommt die Körperlichkeit, die ich einfach nicht gewohnt bin.“ Doch Kleemann ist festentschlossen, nicht nur bei den Saints zu trainieren, sondern auch zu spielen. Denn mit dem neuen Trainergespann Alexander Wenzel und Danijel Katusic hat der Landesligist den Aufstieg in die Oberliga vor. Ein Ziel, das Kleemann fest vor Augen hat.

Seinen Traum von den Olympischen Spielen hat Philipp Kleemann aber noch immer nicht aufgegeben. „Wenn ich es schon nicht als Sportler geschafft habe, will ich es aber als Arzt schaffen“, sagt der 26-Jährige, der schon den Spitznamen „Dr. Tackle“ verpasst bekommen hat. Denn langfristig will Kleemann als Sportmediziner arbeiten. Und sich so seinen Traum von den größten Spielen der Welt doch noch erfüllen. (Tobias Herrling) +++

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