Komödiantisch und satirisch

„Make Oberhessen great again“: Dietrich Fabers bissige Buch-Show in Bad Orb


Fotos: Dietmar Kelkel

28.11.2017 / BAD ORB - Mit welcher Inbrunst der Kabarettist, Autor und Musiker Dietrich Faber in der Bad Orber Konzerthalle in die Rollen der Protagonisten seines neuen Romans „Hessen zuerst!“ geschlüpft ist, war schon drollig. Eben wie im wirklichen Leben: komödiantisch, satirisch, berührend und zerstörend.



Da war die Kultfigur Manni Kreutzer, der Kosmoprolet, der „Lonesomer Wolf“ aus Rainrod West. Ein echter Oberhesse. „Ich wollte meine Helden lebendiger werden lassen, beim Manni habe ich die Kontrolle verloren. Kein Wunder, dass Henning Bröhmann, mein Ex-Kriminalhauptkomissar, jetzt eifersüchtig ist. Ich musste gerade eben hinter der Bühne wieder einen Streit zwischen den beiden schlichten“, nahm der Kabarettist die kleine Fangemeinde gleich mit ins Boot. „Ihr habt ja alle die fünf Bände schon durchgearbeitet und wisst ja, wie die Typen sind.“

Henning Bröhmann will keine Morde in seiner Umgebung in einem mittelmäßigen Mittelgebirge namens Vogelsberg. „Ich will einfach auf dem Sofa liegen und Serien klotzen. Ich will nicht von rechtsradikalen Wutbürgern überfallen und auch bitte nicht ins Krankenhaus eingeliefert werden.“ Eigentlich wollte er auch nicht mit seinen Freunden zwei Tage lang durch den Vogelsberg wandern. Denn der Rüdi, Bröhmanns Vermieter, verstand beim Wandern keinen Spaß.

Nicht nur da nicht. Seit der Rüdi arbeitslos ist, blühte er in der neuen Partei „Hessen zuerst!“ richtig auf und warf nur so mit Slogans wie „Kartoffelworscht statt Döner“ oder "Make Oberhessen great again“ um sich. Dass der Bretzenhainer Bürgermeister ermordet wurde und dass das mit Flüchtlingen zu tun hat, war für Rüdi klar: „Ich sag nur: Wir schaffen das!“ und zeigte sein neues T-Shirt. Sprach von kleinkriminellen Afghanen, einer neuen Bürgerwehr und dass man dem Muselmann nicht die Straße überlassen könne.

Vorbei war es mit Friede, Freude, Eierkuchen. Dietrich Faber fühlte sich in der Haut seiner Protagonisten nicht mehr recht wohl. Doch bevor er seinen Countrysänger Manni „Wenn Wunder noch verwundern“ singen ließ, durfte der mal eben noch vom Vogelsberg schwärmen. „So eine Natur hat schon was Natürliches. Wäre wunderbar, wenn das viele Rumwandern nicht wäre.“

Faber wäre nicht Faber, hätte er neben den schrägen Vögeln nicht auch noch ein paar Gutmenschen in seiner Buch-Show verewigt. Wie Bröhmanns Mutter, deren Witwensitz in Flammen steht, seit beim Aquajogging der Blitz der Liebe einschlug, und diese am liebsten in Mutti-Merkel-Manier die weltweite Flüchtlingskrise im Alleingang meistern will. Doch die Satire, die der Kabarettist in Orb brillant erzählte, hatte einen faden Beigeschmack. Sie war nah an der Wirklichkeit dran. Aber nicht nur weil die Matratzen in dem Gasthof an der Herchenhainer Höhe eher an Hängematten erinnerten. (kel) +++



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