Prävention am Klinikum
Wachsendes Problem bei multiresistenten Keimen - Screening der Patienten
Fotos: Gerhard Manns
18.11.2017 / BAD HERSFELD -
„Wir dürfen vor diesem wachsenden Problem nicht die Augen verschließen, das macht keinen Sinn, wir müssen uns der Herausforderung stellen“, das war die zentrale Aussage vom Geschäftsführer des Klinikums Bad Hersfeld, Martin Ködding zum Besuch von Prof. Dr. Reinier Mutters beim Pressegespräch „multiresistente Keime“.
Prof. Dr. Reinier Mutters ist Leiter der Krankenhaushygiene des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Philipps-Universität Marburg, einem bundesweit renommierten Experten zum Thema multiresistente Erreger. Wie das Klinikum Bad Hersfeld mit dieser Herausforderung umgeht und welche Maßnahmen bisher ergriffen wurden, darüber gab es kompetente Informationen für die anwesenden Medienvertreter. Bei dem Pressegespräch mit dabei waren auch der Ärztliche Direktor des Klinikums Prof. Dr. Markus Horn und die leitende Abteilungsärztin für Klinikhygiene Beate Erath.
Hintergrund
Multiresistente Erreger (MRE) stellen weltweit ein wachsendes Problem dar, vor allem in Krankenhäusern. Diese Erreger sind überall in unserer Bevölkerung verbreitet, etwa acht Prozent der Bevölkerung in Deutschland tragen einen solchen Keim in oder auf sich. Die logische Folge, wenn der Keim in der Bevölkerung vorhanden ist, wird er auch im Krankenhaus zu finden sein. Aus diesem Grund hat sich das Klinikum Bad Hersfeld dazu entschlossen, zusätzlich zu der seit Jahren routinemäßigen Testung auf den sogennanten MRSA nun auch Patienten mit einem hohen Risikoprofil auf MRGN auszuweiten.
Resistenzen entwickelt
„Es gebe nur noch sehr wenige wirksame Antibiotika Medikamente, weil der Keim zunehmend Resistenzmechanismen entwickelt. Das liege hauptsächlich auch an der zunehmenden Massentierhaltung, weil dort viele Antibiotika eingesetzt werden, so dass der Keim Resistenzen entwickelt hat. Insgesamt bekommen die Tiere in Deutschlands Mastbetrieben 1600 Tonnen Antibiotika jährlich verabreicht“, so Prof. Dr. Mutters.
Durch die natürlichen Ausscheidungen werden diese Antibiotika dann über die Kläranlagen in die Flüsse geleitet und bei der Tierhaltung mit der Gülle auf die Felder ausgebracht. Ein weiteres großes Problem mit unabsehbaren Folgen für die Gesundheit der Menschen. Beim sogenannten Keim-Screening werden beim Patienten bei Ankunft im Klinikum Abstriche im Rachen, der Nase und Analbereich genommen und weitere folgen ein paar Tage später. Bei 800 Patienten entstehen durch diese Abstriche zusätzliche Kosten in Höhe von etwa 3.000 Euro.
„Weltweit wird die zunehmenden multiresistenten Keimbelastung zum großen Problem, deswegen ist vorsorgendes Screening sehr wichtig, denn nur wer sucht der findet auch“, so die abschließenden Worte von Martin Ködding. (Gerhard Manns) +++