Schlag ins Gesicht für 800 Frauen
Kassenärztliche Vereinigung lehnt Antrag ab: Keine gynäkologische Praxis in Neuhof

Fotos: privat
10.11.2017 / NEUHOF -
Die Praxisräume sind fertig und auch Dr. Nicola Muck steht in den Startlöchern: Doch einen Tag vor der offiziellen Eröffnung des Gesundheitszentrums in Neuhof macht die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) allen Beteiligten einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Der Antrag, einen halben Arztsitz nach Neuhof zu verlegen, wurde am Dienstagabend in Frankfurt abgelehnt. Somit bleiben die neuen Praxisräume erst einmal leer.
Das schien auch alles in trockenen Tüchern zu sein: Dr. Bernd Schühle, der ärztliche Direktor und Geschäftsführer der Gynäkologischen Praxis des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) im Medicum Fulda, bei dem Frau Dr. Nicola Muck als Gynäkologin inzwischen angestellt ist, wollte einen halben Arztsitz nach Neuhof verlegen. Das wurde auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung beantragt. Wie Karin Birkenbach aus Kleinsassen, Managerin im Gesundheitswesen, auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS mitteilte, kam jedoch bereits am 30. Oktober ein Schreiben vom Zulassungsausschuss der KV, dass es bei der Verlegung Bedenken gebe. Am 07. November lehnte der Ausschuss den Antrag endgültig ab. Gründe sind derzeit keine bekannt. "Wir müssen die Niederschrift abwarten", so Birkenbach: "Wir waren völlig überrascht und sind über diese kurze Stellungnahme und das kurzfristige Urteil geschockt. Jetzt steht eine komplett eingerichtete Praxis in Neuhof leer."
"Ich bin total enttäuscht. Ich habe immer dafür gekämpft und viele Gespräche geführt", sagt auch Bürgermeister Heiko Stolz. Die Neuhofer haben gemeinsam an einem Strang gezogen und versucht, alles in Bewegung zu setzen: Nun kam die Absage. "Wir werden trotzdem weiter kämpfen", so Stolz, der als nächstes bei der KV in Kassel "anklopfen" und die Thematik transparent an die Öffentlichkeit bringen will. "Die Petition hat den Bedarf gezeigt. Doch das stößt bei der KV auf kein Interesse. Für mich als Laie auf dem Gebiet der Arztsitzverteilung hat das einen sehr willkürlichen Eindruck gewonnen. Die KV macht was sie will." Die Entscheidung möge intern berechtigt sein, aber niemand könne es nachvollziehen: "Und das macht es nicht besser - schon gar nicht für die Bürger."
Wir haben die Kassenärztliche Vereinigung Hessen um eine Stellungnahme gebeten. (Julissa Bär) +++
Foto: Carina Jirsch