Unsicherheit trotz positiver Ergebnisse
Weiterbildungsverbund der Allgemeinärzte sichert Versorgung der Patienten
Fotos: Barbara Enders
04.11.2017 / RHÖN-GRABFELD -
Seit dem Jahr 2011 beschäftigt ein wichtiges Thema die regionalen Medien: der drohende Hausärztenotstand. Fast zeitgleich gingen damals drei Ärzte in der oberen Rhön in den Ruhestand, mangels Nachfolger wurden die Praxen von Dr. Rupp in Oberelsbach, Dr. Maisch und Dr. Sperrfechter (beide Fladungen) geschlossen, der Hausärztenotstand war der alles beherrschende Gesprächsstoff! Gerüchte machten die Runde, dass die verbliebenen Hausärztepraxen keine neuen Patienten aufnehmen würden. Allerdings waren diese Sorgen für die Patienten unbegründet, für die Ärzte in den Nachbarorten Nordheim, Ostheim und Bischofsheim hingegen bedeutete es deutlich spürbare Mehrarbeit.
Vor knapp sechs Jahren trafen sich Landrat Thomas Habermann, der ärztliche Direktor der Kreisklinik Bad Neustadt, Dr. Rainer Kuhn, und der Ostheimer Allgemeinarzt Eberhard Helm auf dessen Initiative. Das Problem des drohenden Ärztenotstandes wurde vorgestellt und vor allem eine Lösung angeboten. Ein sogenannter Weiterbildungsverbund wurde ins Leben gerufen. Die Ärzte sensibilisierten ihre Kollegen für dieses Thema und konnten weitere Mediziner für das Thema gewinnen.
Der Verbund kümmert sich aktiv um den Erhalt von Hausarztpraxen. Das Ziel der Initiative ist es, wie es damals in einer Pressemitteilung der Kreisklinik Bad Neustadt beschrieben wurde, „eine reibungs- und lückenlose Weiterbildung in der Allgemeinmedizin für junge Ärzte sicherzustellen und mehr Medizinstudenten zu veranlassen, den Weiterbildungsweg zum Beruf des Hausarztes einzuschlagen“. In Zusammenarbeit mit Hausärzten und der Kreisklinik durchlaufen die jungen Ärzte fünf Jahre lang verschiedene Bereiche der Medizin, um sich auf ihre Tätigkeit als Hausarzt vorzubereiten. Eine Intension soll auch sein, bereits Abiturienten für das Medizinstudium zu begeistern und durch das Angebot der Ausbildung zum Allgemeinarzt nach dem Studium wieder in die Region zu holen.
In einer weiteren Bischofsheimer Hausarztpraxis bei Dr. Martin Wünsch gibt es eine Weiterbildungsassistentin, Dr. Christina Hoh aus Bad Neustadt ist nach drei Jahren Arbeit in verschiedenen Kliniken bereits seit einem halben Jahr in der Praxis und wird noch weitere zwölf Monate bleiben. Sie hat bewusst eine Tätigkeit auf dem Lande der in einer Stadt vorgezogen. Sie hat noch keinen genauen Plan, wo sie nach ihrer Ausbildung zum Allgemeinarzt arbeiten wird, ist allerdings für viele Möglichkeiten offen. Auch bei Dr. Eberhard Helm in Ostheim wird derzeit eine junge Ärztin zur Allgemeinärztin ausgebildet. Dr. Christina Leutbecher aus Mittelstreu arbeitete nach dem Examen an der Kreisklinik in Bad Neustadt, ein Jahr lang war sie in Suhl und danach als Facharzt für Anästhesie am Rhönklinikum Bad Neustadt. Wo sie nach ihrer Ausbildung arbeiten wird, ist auch für sie noch ungewiss, aber in der Region wird sie sicher eine Stelle finden.
Nicht gewiss ist - trotz erfolgreicher Arbeit in den vergangenen fünf Jahren - auch die Zukunft des Weiterbildungsverbundes, der bei seiner Gründung der erste und einzige Verbund weit und breit war. Mittlerweile stehen auf der Erfolgsliste des Verbundes Nachwuchskräfte in zweistelliger Zahl, einige von ihnen stehen kurz vor der Niederlassung in der Region. Ungewiss ist die Zukunft deshalb, weil die ehemalige Kreisklinik mittlerweile zum Rhönklinikum gehört. In einem Artikel zum Konzept des Rhön Klinikum Campus´ „Das Krankenhaus der Zukunft“ in den regionalen Zeitungen Mitte Oktober wird Professor Griewing vom Rhönklinikum zitiert: Die Hausärzte "haben eine herausragende Funktion als Kümmerer vor Ort“.
Auf Nachfrage beim Ärztlichen Direktor der Neurologischen Klinik am Rhönklinikum Professor Bernd Griewing will sich dieser nicht konkret über die künftige Zusammenarbeit mit dem Weiterbildungsverbund äußern, gibt jedoch positive Signale. „Wir haben die Absicht, aufgrund der positiven Erfahrungen der letzten Jahre weiter zusammenzuarbeiten.“ In einigen Wochen wird ein Gespräch mit den Vertretern der Hausärzte, dem bisherigen Ärztlichen Direktor der Kreisklinik, Dr. Rainer Kuhn, und Professor Griewing stattfinden, in dessen Verlauf nicht nur der Weiterbildungsverbund diskutiert werden soll. Griewing weist auf eine Reihe weiterer Punkte hin, wie zum Beispiel die durch Änderung des Gesetzgebers notwendige neue Regelung der Bereitschaftsdienstpraxis. Zudem kann man seiner Meinung nach noch nicht einschätzen, wie sich die Hausarztdichte künftig entwickelt.
Aus der Sicht des Allgemeinarztes Dr. Eberhard Helm kann eine weitere Zusammenarbeit für die Hausärzte des Weiterbildungsverbundes und das Rhönklinikum als Partner auf Augenhöhe eine Win-Win-Situation für alle sein. Es wird auch künftig möglich sein, junge deutsche Ärzte in den Landkreis zu holen und lässt Gutes für die Zukunft hoffen. (ara) +++