500 begeisterte Zuschauer
Mit „Mensch Martin“ gut gelaunt in die nächsten 500 Jahre starten
Fotos: Traudi Schlitt
02.11.2017 / ALSFELD/HEIDELBACH/GROSS-FELDA -
Mit Spannung erwartet und frenetisch gefeiert: Die Premiere von „Mensch Martin“. Das Musical zum Lutherjahr von Pfarrer Henner Eurich wurde nach vielen Wochen der intensiven Proben von dreißig Jungen und Mädchen des Dekanats aufgeführt. Am vergangenen Sonntag war die Uraufführung gemeinsam mit der Moment-mal-Band die von Anna Schüßler im Rahmen der Dekanatskirchenmusikmesse am vergangenen Sonntag unterstützt wurde. Mehr als 500 Gäste in der Felda-Halle waren gekommen, um zu sehen, was der musikbegeisterte Pfarrer und seine Crew sich hatten einfallen lassen.
Mit dem nächsten Stück griffen die Kinder die Angst auf, die die Menschen im Mittelalter umgetrieben haben könnte: „Die Angst geht um“ - vor dem Teufel, der Pest, dem Tod, der Strafe Gottes – und dem Gewitter. Letzteres ängstige besonders den jungen Martin Luther, der angesichts eines starken Unwetters bekanntlich seinen Schwur leistete, Mönch zu werden.
Der Pfarrer selbst brillierte in einer so guten Ablass-Verkaufs-Show als Ablassprediger Tetzel, der weder vor den abgedroschensten Werbephrasen noch vor dem Einsatz von Cheerleaderinnen zurückschreckte, damit die Menschen ihm jede Menge Geld für die Erlösung zahlen würden. Und das machte er so gut, dass wahrscheinlich der eine oder andere kurz davor stand, ihm ein paar Ablassscheine abzukaufen. Tosender Zwischenapplaus in der Felda-Halle war da gerade das Mindeste. Gut, dass Martin Luther rechtzeitig die 95 Thesen an das Tor der Wittenberger Kirche schlug und den Menschen die Augen dafür öffnete, dass Gottes Liebe sie freimacht von Schuld und damit frei von Ablass. Die Strafe folgte auf dem Fuß, wie man weiß: Papst und Kaiser taten sich zusammen, um Luther zum Widerrufen zu zwingen – sahen beide doch ihre Felle davonschwimmen, sollten die Menschen ihre Freiheit und Mündigkeit entdecken.
Auch dieses Stück riss in seinem rockigen Rhythmus die Menschen in der Halle mit, die dieser neuen, witzigen und sehr liebevollen Sicht auf den Reformator nur zu gerne folgten. Auch in die dunklen Tage blickte das Musical, als sich herausstellte, dass die Ideen Martin Luthers nicht nur zu einem Umdenken geführt hatten, sondern auch zum Handeln führten: Die Bauern reklamierten die von Luther beschriebene Freiheit für sich und kämpften blutig und verlustreich gegen die Obrigkeit. Ein verzweifelter Martin Luther findet Trost in der Liebe zur ehemaligen Nonne Katharina von Bora – Zeit für eine kleine Ballade in dem Musical, eine Reminiszenz an die „Lutherin“.
„Und dann hat Martin ein richtig fetziges Lied geschrieben“, kündigte eines der Kinder an. Was folgte, war die wohl rockigste Interpretation von „Eine feste Burg ist unser Gott“, die man je gehört hat und dem Original doch recht nah kommen soll. 1546, im Alter von 62 Jahren verstarb der Reformator. Auch seine letzten Worte hat Pfarrer Henner Eurich vertont: „Wir sind alle Bettler“ sangen die Kinder bewegend, fast am Ende ihres Musicals angekommen. Dieses allerdings schlossen sie noch einmal voller Rhythmus und guter Stimmung. Schließlich hat Martin, den die Kinder während der langen Vorbereitung ganz offenbar als guten Freund kennengelernt haben, die Menschen mit seinem Wirken hoffnungsvoll und stark gemacht. „Allein durch Gnade“ erklang es noch einmal durch die Felda-Halle und dem begeisterten Publikum, das mit dem letzten Ton applaudierend vor den Künstlern stand, war klar: So kommt Martin auch durch die nächsten 500 Jahre! (pm) +++