Schloss Eichhof wird nicht mehr bespielt
600.000 Euro Defizit: Festspiel-Intendant Dieter Wedel ist schockiert
Fotos: Gerhard Manns
02.11.2017 / BAD HERSFELD -
"Aus unserer Sicht war das eine hervorragende Saison", sagte Bürgermeister Thomas Fehling gleich zu Beginn der Pressekonferenz. Es gab einen Besucherrekord, tolle Stücke, hervorragende Berichterstattung. Doch leider eben auch ein Defizit von 600.000 Euro. Eine Mitteilung die die Verantwortlichen "nicht gerade mit Freude überzieht." Fehling wies außerdem darauf hin, dass nach dem Hessentag alte Fehlbeträge ausgeglichen werden müssten - dann stünden die Festspiele vor der Existenzfrage. In diesem Zusammenhang erinnerte er erneut an die Option der gGmbH. Eine Maßnahme, für die er auch weiterhin in der Stadtpolitik kämpfen möchte.
Die Spielzeit 2017 brachte in einigen Punkten finanziellen Mehraufwand, der für die Verantwortlichen nicht steuerbar gewesen sei. Durch Wetterkapriolen und erhöhten Krankenstand sei erhöhter Bedarf an Vertretungspersonal benötigt worden. Das betrifft nicht nur die Mitwirkenden auf der Bühne sondern vor allem Mitarbeiter im Bereich Technik. Die Brücke auf der Bühne des Musicals "Titanic" dürften beispielsweise nur geschulte Kräfte aufbauen und bedienen.
Alte Fehler in der Struktur
Doch auch einige Faktoren, die steuerbar sind, stimmen in Bad Hersfeld schon seit einiger Zeit nicht. Bügermeister Fehling spricht von "Systemfehlern" und meint damit beispielsweise das bestehende Rabattsystem der Festspiele. Andrea Jung zufolge gewähren die Festspiele über 500.000 Euro an Rabatten. Diese seien ein Vetriebsinstrument, das hier allerdings leider flächendeckend genutzt worden sei. Soziale Rabatte sollen zwar auch künftig bestehen bleiben, doch das Gesamt-Rabattsystem gelte es zu überarbeiten. Darüberhinaus sollen Vertriebskosten künftig zum Teil auf die Ticketpreise umgelegt werden. Jung spricht von einer "moderaten" Preissteigerung.
Doch eine Maßnahme dürfte gerade das Publikum weitaus mehr schmerzen: die Festspiele konzentrieren sich künftig auf die Stiftsruine. Im beliebten Schloss Eichhof wird es vorerst keine Aufführungen mehr geben. "Der Eichhof ist nicht wirtschaftlich", stellte Jung am Mittwoch vor den zahlreichen Journalisten fest. Zu viele Investitionen würden zur Verbesserung der Spielstätte notwendig. Auch die Spielwiese vor der Stiftsruine wird zumindest in der nächsten Saison aus dem Programm genommen - sie ist, wie auch der Eichhof, zu stark wetterabhängig. Und auch im Zirkuszelt gibt es im nächsten Sommer keine Produktion.
Für Intendant Dieter Wedel steht fest, dass an der künstlerischen Qualität nicht gespart werden dürfe. Mehrere namhafte Schauspieler seien bereits auf die Intendanz zugekommen und würden gerne in Bad Hersfeld spielen. Derzeit arbeiten Stadt, Festspielverantwortliche und die kaufmännischer Leiterin Andrea Jung an einem Konzept für die Spielzeit 2018. Mitte November dann soll der neue Spielplan vorgestellt werden. (Sabrina Ilona Teufel/ Hans-Hubertus Braune) +++