Sport spricht alle Sprachen

Volltreffer: Wenn Vereine Willkommenskultur und Integration leben

In der Basketballabteilung des Turnvereins Hersfeld (TVH) 1848 e.V. wird Integration gelebt.
Fotos: Stefanie Harth

12.10.2017 / BAD HERSFELD - Geschickt zwirbelt Noor den Ball in den gegnerischen Korb. Lässig klatscht der 18-Jährige mit seinen Teamkollegen ab. Vor gut zwei Jahren war dem aus Afghanistan stammenden jungen Mann Basketball ein Fremdwort – Schule ebenfalls. „Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen und habe keine Schule besucht“, sagt Noor, der mit seinen deutschen Sprachkenntnissen beeindruckt. „Als ich vor 24 Monaten in Bad Hersfeld angekommen bin, konnte ich kein einziges Wort Deutsch.“



Rasend schnell hat er sich Sprachkenntnisse angeeignet und eine für ihn völlig neue Sportart lieben gelernt. Im Sommer 2016 ist er zur Basketballabteilung des Turnvereins Hersfeld (TVH) 1848 e.V. gestoßen, spielt mittlerweile in der Herrenmannschaft, den „Titans“. „Bei uns gibt es keine Ausgrenzung und kein Gequengel“, betont TVH-Abteilungsleiter Alai Barite. „Wir sprechen eine gemeinsame Sprache: Basketball.“ Jungs und Mädels aus 30 Nationen frönen beim TVH dem Hallensport. „Sport verbindet“, weiß Alai Barite aus Erfahrung zu berichten.

Integration gelebt wird zudem bei der Spielvereinigung Hersfeld 1924 e.V.: Auf 20 Spieler aus neun Nationen baut der Fußballverein. Auch hier gilt: Sport spricht alle Sprachen. Erfolge und Niederlagen verbinden – über alle kulturellen Grenzen hinweg. Kein Wunder, dass die erfolgreiche Arbeit der beiden Bad Hersfelder Vereine, die im Zeichen von Integration steht, honoriert wird: Basketballer und Kicker dürfen sich über eine Fördersumme von jeweils 500 Euro aus dem Programm „Sport und Flüchtlinge“ des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport freuen.

Das Förderprogramm unterstützt Städte und Gemeinde, in denen Sportvereine und Institutionen Sport- und Bewegungsangebote mit Flüchtlingen initiieren möchten. Flüchtlingen soll schnell und unkompliziert das Ankommen erleichtert werden. Die Vernetzung übernehmen ehrenamtliche Sport-Coaches. In Bad Hersfeld heißt dieser Coach Reiner Birkel. Er stellt den Kontakt zwischen den Neuankömmlingen, der Asylbetreuung und den Sportvereinen vor Ort her und begleitet die Flüchtlinge in der ersten Zeit zu den Sportangeboten.

„In beiden Vereinen wurde gezeigt, dass eine gute Integration möglich ist, auch wenn das nicht immer leicht fällt“, bekräftigt Bürgermeister Thomas Fehling bei der Scheckübergabe im Jahnpark. „Denn trotz des Wollens gibt es nach wie vor Sprachbarrieren und Motivationsausfälle.“ Es sei vorbildlich, wie sich TVH und Spielvereinigung in einem friedlichen Miteinander um eine erfolgreiche Integration bemühen. Inzwischen hat sich der 14-jährige Kosta den Basketball geschnappt. Dribbelnd bugsiert er den Spielball aus der Ferne in den Korb. Volltreffer: ein lupenreiner Drei-Punkte-Wurf. (Stefanie Harth) +++

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