"Im Wirtshaus durfte ich Mensch sein"
25 Jahre Wirtewallfahrt - "Gasthaus und Kirche gehören zusammen"
Fotos: Marion Eckert
11.10.2017 / KREUZBERG -
Ein besonderes Jubiläum konnten die unterfränkischen Wirte in diesem Jahr auf dem Kreuzberg feiern. Seit 25 Jahren ziehen sie immer im Oktober auf den Kreuzberg, um mit ihrer Wirtewallfahrt Gott zu danken. Sie wollen Kraft zu tanken für einen Beruf zwischen Alltags- und Zukunftssorgen. Gleichzeitig möchten sie auf die große Bedeutung des Wirtshauses aufmerksam machen, dass Gemeinschaft fördert und Menschen verbindet.
Die Idee für die Wirtewallfahrt stammt von Josef Kessler aus Oberweißenbrunn, dem ehemaligen Gastwirt vom „Lamm“. Er regte ursprünglich einmal eine Wanderung zum Kreuzberg mit einen Dankgottesdienst an. Im ersten Jahr kamen 17 Teilnehmer aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Josef Kessler war damals stellvertretender Kreisvorsitzender des Dehoga (Deutsche Hotel- und Gaststättenverband). Schnell wurde Walter Nosek, der damalige Bezirksvorsitzende, auf die Aktivitäten in Rhön-Grabfeld aufmerksam und so wurde – vor nunmehr 25 Jahren - die Wirtewallfahrt auf ganz Unterfranken ausgeweitet. Zum „Wirtekaplan“ berufen wurde der damalige Weihbischof em. Helmut Bauer. Dieser hielt fortan Jahr für Jahr seinen Wirtsleuten die Treue. So feierte er mit ihnen Gottesdienst in der Klosterkirche und rief anschließend zum gemeinsamen Festmahl der kulinarischen Spezialitäten aus der Klosterküche auf.
Lenssen sprach in der Predigt vom Gastwirt, der oft auch Beichtvater sei. Das konnte Josef Kessler nur bestätigen. Als Gastwirt habe ich mir die Sorgen der Menschen angehört, was ihnen auf der Seele lag.“ Genau das ist es, was in den Augen von Dr. Lenssen ein Gasthaus zur zweiten Heimat macht. Wirtshäuser seien Bezugspunkte, in denen Heimat als Gefühl der Geborgenheit, des angenommen und eingebunden sein, erfahrbar sei. Lenssen sprach von eigenen Erfahrungen in einem solchen Gasthaus, in dem er viele Jahre zu Hause war, wo er keine Rollen spielen musste und wo Amt und Titel nicht von Belang waren. „Da durfte ich Mensch sein.“ Kein anderes Haus konnte ersetzen, was er in diesem Haus erfahren habe. „Gutes Essen und gute Getränke gibt es vielerorts, aber Orte an denen ich Mensch sein darf sind rar.“ Dabei ist Lenssen davon überzeugt, dass viele Menschen sich nach genau solchen vertrauten Orten sehen, die sie aufsuchen können und wo sie sie selbst sein können – vielleicht sogar mehr als zu Hause. (me) +++