OsthessenNews

Asphaltierung ab 42. Kalenderwoche

"Ort sieht aus wie Kriegsgebiet": Straßenbauarbeiten zehren an den Nerven


Fotos: Hans-Hubertus Braune

02.10.2017 / DIPPERZ - Die großflächige Baustelle in Dipperz erhitzt weiterhin die Gemüter: Ab der 42. Kalenderwoche soll geteert werden, bis dahin müssen die Gewerbetreibenden noch teils empfindliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Aber warum mussten gleich mehrere Bauabschnitte aufgerissen werden? Bürgermeister Klaus-Dieter Vogler erklärt die weitere Vorgehensweise im Ortskern.



Fast 11.000 Fahrzeuge fuhren bis vor Kurzem täglich durch Dipperz - die Umgehung hat auch eine Umgestaltung der Ortsmitte ermöglicht. Mancher Geschäftsinhaber würde sich heute über diesen Betrieb freuen: "Unser Umsatz ist momentan tote Hose. Wir haben nur noch das Wochenend-Geschäft, die Woche über parken die Baustellen-Autos mittags die Straße zu", klagt Aykul Seyfettin, Inhaber des Alanya-Grills. Vom Kreisel bis zum Elektrofachgeschäft Ludwig Möller ziehen sich die Bauarbeiten durch die Fuldaer Straße, seit Anfang März ist für die Gewerbetreibenden der Ausnahmezustand an der Tagesordnung: "Die Situation nervt nicht nur fürchterlich, sondern kostet jede Menge Geld. Uns wurde versprochen, dass die Teerarbeiten in der 42. Kalenderwoche beginnen sollen, aber bis dahin haben wir noch zwei sehr harte Wochen vor uns - und das Kind ist längst in den Brunnen gefallen: Den Kopf in den Sand zu stecken, das ist nicht unsere Art - aber den Laden haben wir momentan nur für unsere Kunden auf, nicht für die Umsätze", beschwert sich Carola Krebs, deren Blumenladen inmitten der Bauarbeiten liegt.

Das Flair im "Tor zur Rhön" sei dahin, Touristen würden nur noch selten in ihrem Atelier vorbeischauen, klagt Regine Voss: "Im letzten Sommer kamen viele Touristen, die durch den Ort geschlendert sind, um meine Rhönschafwolle zu erwerben, in diesem Jahr kaum jemand. Ich mache seit drei Monaten so gut wie keinen Umsatz mehr. Und an manchen Stellen ist es regelrecht gefährlich für Autos geworden." Davon kann auch Katharina Hartung ein Lied singen: "Zwischen unserem Hof und der Straße wurde für den Bürgersteig ein Loch ausgehoben, das teilweise wieder zugeschüttet wurde, um Lieferungen zu ermöglichen. Für unsere Kunden ist das Manövrieren mit dem Fahrzeug so schwer, dass manche schon zurück an die Haufen gesetzt sind. Und für einen Getränkeladen ist es fatal, wenn die Leute mit ihren Kisten nicht direkt ranfahren können", klagt Katharina Hartung.

Auf Unverständnis stößt bei einigen Gewerbetreibenden, dass die Bauabschnitte 2 und 3 gleichzeitig von der Baugesellschaft Lohfink aus Eiterfeld bearbeitet werden: "Warum kann die Straße nicht Stück für Stück aufgerissen werden? Der Ort sieht momentan auf beinahe einem Kilometer Länge aus wie ein Kriegsgebiet", beschwert sich Pizza-Bar-Inhaber Fabio Gandolfo. Bürgermeister Klaus-Dieter Vogler kennt die Beschwerden, kann aber die Klagen über mangelnde Transparenz in der Kommunikation nicht nachvollziehen: "Wir waren uns bei der Planung bewusst, dass es zu Einschränkungen kommen wird, auch zu Vollsperrungen während der Asphaltierung. Das wurde den Gewerbetreibenden kommuniziert, auch der Grund für die gleichzeitige Bearbeitung von Bauabschnitt 2 und 3. Der zweite Bauabschnitt befindet sich innerörtlich, der dritte zwischen dem Kreisverkehrsplatz und dem Blumenladen. Die Reihenfolge der Bearbeitung wurde auf Wunsch der Gewerbetreibenden getauscht, der Wasserleitungsbau macht es aber unmöglich, nur jeweils kleine Abschnitte der Straße zu bearbeiten.

Wir werden in der 42. Kalenderwoche mit dem Asphaltieren beginnen, am 24. November dieses Jahres sollen die Maßnahmen komplett fertig sein, im Bereich des Blumenladens auch die Pflasterarbeiten. Wir stoßen beim Bau an bestehenden Strukturen auf größere Schwierigkeiten als außerorts. Nicht nur Leitungen verzögern das Vorankommen, erst vor Kurzem wurde ein uraltes Güllebecken ausgegraben. Die Baufirma geht aber auf die Wünsche der Gewerbetreibenden ein, so weit es möglich ist, wenn Zufahrten freigemacht werden müssen", erklärt Vogler.

Atelier-Betreiberin Voss sieht das anders: "Ich hatte neulich eine gehbehinderte Kundin, die extra aus Hanau zu mir gefahren ist - wegen der Bauarbeiten konnte sie das Geschäft erst gar nicht betreten." (Marius Auth) +++