Kurzserie zur Frankfurter Buchmesse (Teil 4)

Der Buchdruck in Fulda in der Frühen Neuzeit: Ein holpriges halbes Jahrhundert


Symbolbild: Pixabay

13.10.2017 / FULDA - Dass ein überwältigender Anteil der in Fulda hergestellten Druckerzeugnisse in der Frühen Neuzeit aus religiösen Schriften und Verlautbarungen der dortigen Regierung bestand, die heute in Vergessenheit geraten sind, verwundert nicht sonderlich. Doch als der Buchdrucker Marcus Bloß im Jahr 1670 von Würzburg nach Fulda kam, hatte er einen Autor im Gepäck, der noch heute zu den Klassikern der deutschen Literatur zählt: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Sein „Des Abenteuerlichen Simplicissimi ewigwehrender Calender“ war das erste Werk, das in Fulda eine Druckerpresse verließ.


1672 wurde Bloß Stadt- und Gymnasialbuchdrucker, ein Jahr später Hofbuchdrucker. Zwar stellte er etliche amtliche Schriften für die Fuldaer Regierung her, über die Zahl seiner selbstständigen Drucke gehen die Meinungen aber auseinander – vermutlich war sie nicht besonders hoch. Von 1678 bis 1683 führte seine Witwe Maria Ursula Bloß die Offizin weiter, druckte offizielle Schriften und verschiedene Bücher, darunter eine Lebensbeschreibung der Heiligen Lioba, deren Grabstatt in der Lioba-Kirche auf dem Fulda benachbarten Petersberg zu finden ist. 

Bereits zweieinhalb Wochen nach der letzten Besoldung der Witwe Bloß erhielt Johann Wilhelm Baumann am 9. Januar 1684 seinen ersten Druckerlohn. Baumann hat die Druckerei von Marcus Bloß nicht etwa übernommen, sondern eine neue gegründet, denn seine Schrifttypen und Zierstücke unterschieden sich deutlich von denen aus der Bloß-Werkstatt. Am 30. Dezember 1687 kommt Baumann ein letztes Mal in den Fuldaer Küchenmeisterrechnungen vor. Er verließ die Stadt in Richtung Würzburg.

Der nächste Drucker, der in Fulda seine Werkstatt hatte, war Simon Zeiler. Er taucht erstmals in den Rentenkammerrechnungen vom 15. Dezember 1692 auf. Dort erhält er Bezahlung für die Judenzollzeichen. Zeiler muss ein ziemlich eigenbrötlerischer Typ gewesen sein, denn in den dreißig Jahren seiner Tätigkeit kommt er kein einziges Mal in den Kirchenbüchern vor. Auch scheint er nicht verheiratet gewesen zu sein. Als Geldempfänger für amtliche Drucke begegnet er uns noch wenige Wochen vor seinem Tod, nämlich am 26. April 1722.

Dem aufmerksamen Leser wird die Zeit zwischen Baumann und Zeiler, also von 1688 bis 1692, aufgefallen sein, in der in Fulda kein Drucker tätig war und offizielle Schriften der Fuldaer Regierung in einer Erfurter Offizin gedruckt wurden. Das ist immerhin eine zeitliche Lücke von vier Jahren, die nur zwei mögliche Erklärungen zulässt: Entweder legte man in Fulda zu dieser Zeit immer noch keinen gesteigerten Wert darauf, sich einen eigenen Drucker zu leisten. Oder aber der Standort war für die Zunft nicht interessant oder profitabel genug, so dass man schlicht und ergreifend keinen dahin bewegen konnte. - Man sieht, dass der Buchdruck in Fulda im ersten halben Jahrhundert nur langsam in Fahrt kam. Der Weg bis zur endgültigen Etablierung war holprig … Teil 5 morgen: Die drei Männer der Frau Küster (Matthias Witzel) +++

Das Schlussblatt des „Simplicissimus“ mit dem abschließenden Vermerk: „Gedruckt in der Fürstlichen Residentz-Stadt Fulda bey Marcum Bloß/1670“ (aus dem Online-Katalog der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel).

Die Liobakirche auf dem Petersberg
Foto: Erich Gutberlet

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