Weg frei für dritte Amtszeit

"Wir ham den Kreis-Bernd so gern" - Landrat Woide siegt mit 65,1 Prozent


Fotos: Hendrik Urbin

26.09.2017 / FULDA - Dass Bernd Woide die unangefochtene Nummer eins im Kampf um den Chefsessel im Landratsamt ist, war vielen klar, und seit dem späten Sonntagabend ist das auch amtlich: Der 55-jährige Christdemokrat sitzt fest im Sattel und wird den Landkreis Fulda auch in den kommenden sechs Jahren als Verwaltungschef führen. 65,1 Prozent der Bürger schenkten Woide ihr Vertrauen. Über 170.000 Menschen waren zum Gang an die Urne aufgerufen.


SPD-Kandidat Simon Schüler landete mit 25,8 Prozent auf Platz zwei, Wolfgang Lörcher (Die Linke) mit 9,1 Prozent auf dem dritten und letzten Platz. Erst um 23.35 Uhr stand das vorläufige Endergebnis fest. Die Wahlbeteiligung war mit 74,9 Prozent im Vergleich zur letzten Wahl 2011 (30,5 Prozent) mehr als doppelt so hoch. Begründet wird das auch damit, dass sie im Schatten der Bundestagswahl stand. Hier gab es größere Überraschungen als in der CDU-Hochburg Fulda.

Es zog sich bis in die späten Abendstunden, bis die Stimmzettel aus den 334 Wahlbezirken ausgezählt waren. Während Schüler schon früh am Abend aus dem Kreishaus verschwand, harrte Lörcher bis etwa 22.00 Uhr aus. Der strahlende Sieger weilte mit seiner Familie, Ehefrau Carmen sowie den beiden Kinder Emma und Paul, und engen Parteifreunden seit etwa 20.30 Uhr in seinem Büro. Erst um 22.15 Uhr betrat er den Sitzungssaal und wurde dort empfangen und gefeiert wie ein Popstar. Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Vize-Landrat Frederik Schmitt und Parteikollege Veit Küllmer stimmten die bekannte Party-Hymne "Hey, wir woll'n den Kreis-Bernd sehen - ohohohoho ... Wir ham den Kreis-Bernd so gern" an, verbunden mit tosendem Applaus und Jubel-Arien der rund 70 Union-Anhänger.

Der alte und neue Kreis-Chef zeigte sich überglücklich: "Ich freue mich und bin stolz auf das Ergebnis. Es ist Anlass weiterzuarbeiten, denn Landrat zu sein, das ist ein Dauerlauf." Woide versprach Kontinuität und brachte auch seinen Wahlslogan "Aus Erfahrung gut". Und der Routinier adressierte auch ein paar Worte an die Nicht-Wähler. "Wenn man schon zwölf Jahre Landrat ist, dann ist das nie reibungsfrei. Da sind Themen wie Windkraft, Südlink, die umstrittenen Neubau-Pläne des Möbelhauses Sommerlad und die Flüchtlinge. Dennoch bin ich ein Landrat für alle."

Hessens-Sozialstaatssekretär Dr. Wolfgang Dippel sprach von einem "ausgezeichneten Ergebnis" in schwierigen politischen Zeiten. "Die Verluste der Union im Bund hatten auch Auswirkungen auf die Landratswahl, denn viele unterscheiden dann nicht mehr zwischen Persönlichkeitswahl und Parteistimme." 2011 holte Woide 72,1 Prozent. Der Kreisvorsitzende der CDU und Landtagsabgeordnete Dr. Walter Arnold betonte: "Dass der Landkreis Fulda als Vorzeigelandkreis gilt, ist der Verdienst von Bernd Woide." Das "tolle Ergebnis" sei Bestätigung der guten Arbeit. Auch Kreistagsvorsitzender Helmut Herchenhan und Bürgermeister Manfred Helfrich (Poppenhausen/Rhön) fanden lobende Worte: "Du hast das Ohr am Puls der Zeit und bist nah an den Menschen. Das ist sicher eines deiner Erfolgsrezepte."

Völlig aus dem Häuschen war Wolfgang Lörcher von den Linken. "Ich bin mit meinem Ergebnis höchst zufrieden. Über fünf Prozent hätte ich mich gefreut, sieben wären spitze gewesen. Jetzt bin ich bei über neun - das ist überwältigend." Dass er gegen Woide keine Chance hatte, sei ihm von vorne herein klar gewesen. "Als Gründer der Erwerbsloseninitiative berate ich wöchentlich Betroffene. Dadurch habe ich bei diesem Klientel einen Bekanntheitsgrad, der mir sicher geholfen hat." Mit Simon Schüler hatten die Sozialdemokraten einen Newcomer ins Rennen geschickt. Auch er war mit dem Ergebnis letztendlich zufrieden: "Natürlich tritt man an, um zu gewinnen, aber die Ausgangslage im Landkreis Fulda ist ja bekannt", so der Genosse. Dass er mehr als ein Viertel der Stimmen bekommen hätte, wertete er als Zeichen: "Die Wähler haben eine Alternative gesucht."

Für das Team um Bernd Woide, der besonders viele Stimmen in der Rhön und auf dem Land - nicht zuletzt auch durch seine regelmäßigen Kirmes-Besuche ("meine Form von Bürgersprechstunde") - holte, ging es nach dem Auftritt im Kreishaus bei Hochstift und Gulaschsuppe weiter in die Wiesenmühle. Dort feierte die Union ihre große Wahlparty bis spät in die Nacht. (Christian P. Stadtfeld) +++

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