51.500 Euro investiert

App statt Feuerwehr: Belüftungssystem verhindert "Umkippen" der Aueweiher

Richard Peter, Erster Gewässerwart des Angelsportvereins Fulda, mit App bei den Aueweihern
Fotos: Marius Auth

20.09.2017 / FULDA - In früheren Jahren kam es im Sommer an den Fuldaer Aueweihern aufgrund von Sauerstoffmangel immer wieder zu kleineren und größeren Fischsterben. Im August 2015 starben hunderte Fische, seit Mai dieses Jahres sind sechs Belüftungsanlagen im Einsatz, die das "Umkippen" des Gewässers bisher zuverlässig verhindern. Jetzt wurde die Anlage offiziell eingeweiht, die komplett per App vom Gewässerwart gesteuert werden kann.


Im Vereinshaus des Angelsportvereins Fulda erläuterte der Vorsitzende Stefan Krings am Dienstag die weniger bekannte Tätigkeit des Vereins: "Die Angelvereine tragen zur Qualität der Gewässer bei. Wir setzen neue Fische ein, das komplexe Ökosystem der Aueweiher ist aber sehr sensibel gegenüber kleinen Veränderungen: Wachsende Pflanzen wie Algen erzeugen Sauerstoff, die sich zersetzenden Pflanzenteile verbrauchen dann aber sehr viel Sauerstoff. Gerade in den Sommermonaten ist das Wasser der Aueweiher häufig umgekippt, wobei die Fische erstickt sind. Unsere einzige Möglichkeit der Abhilfe war bis vor Kurzem, die Feuerwehr zu rufen, damit die Fuldawasser ins stehende Gewässer pumpt", so Krings. Im August 2015, als hunderte Fische wegen des Sauerstoffmangels verendeten, sei nur ein einziger Lüfter im Einsatz gewesen: "Der Zander ist ein sehr sensibler Fisch - der Verlust war damals für unseren Verein ein großer wirtschaftlicher Faktor.

Wir haben uns dann um das Förderprogramm für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien der RhönEnergie Fulda beworben, um eine Belüftungsanlage zur Stabilisierung des Sauerstoffgehalts anschaffen zu können. Die Arbeiten haben Ende 2016 begonnen, im Mai 2017 wurde die Anlage in Betrieb genommen. Bisher musste die Feuerwehr kein einziges Mal anrücken", freute sich Krings. Auf dem Dach des Vereinshauses liefert die Photovoltaik-Anlage den Strom für den Betrieb, ein Batteriespeicher speichert die Energie zwischen. Sechs auf dem Wasser schwimmende sogenannte Aqua-Jets erzeugen Wasserfontänen, die die Tropfen mit Sauerstoff anreichern. 180.000 Liter Wasser pro Stunde werden von einem Tauchmotor umgewälzt, insgesamt sind es mehr als eine Million Liter pro Stunde: "Das hört sich viel an, ist aber nur genug, weil wir die Pumpen zusätzlich so in den Weihern angeordnet haben, dass vom Zusammenspiel ein Strom erzeugt wird. Wir haben in den Weihern mehrere Messpunkte verteilt, mehrmals wöchentlich werden die Werte ermittelt", erklärt Richard Peter, Erster Gewässerwart des Vereins.


Das Besondere: Die Pumpen können direkt übers Smartphone angesteuert werden - so muss keines der Vereinsmitglieder vor Ort sein, um die Regulierung zu übernehmen. "Das System ist genau die Art Projekt, die wir mit unserem Förderprogramm unterstützen. Mit der Kraft der Sonne ein Ökosystem zu stabilisieren, das ist eine zeitgemäße und zukunftsfähige Lösung", erklärte Martin Heun, Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie Fulda. Auch Bürgermeister Dag Wehner freute sich: "Die Belüftungsanlage trägt dazu bei, die beiden Aueweiher als Naherholungsgebiet für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Fulda zu erhalten, gerade im Hinblick auf die beschlossene Landesgartenschau 2023." Die RhönEnergie übernahm 34.500 Euro für die Finanzierung der Anlage, der Verein die restlichen 17.000 Euro. (Marius Auth) +++

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