Ausverkaufte Kreuzberghalle

Bernd Stelter ist ziemlich gerne verheiratet - Programm über die Ehe begeistert

Bernd Stelter ist "einfach gut". Stehende Ovationen für einen tollen Abend.
Fotos: Gudrun Schmidl

17.09.2017 / PHILIPPSTHAL (W.) - Eigentlich unvorstellbar, warum ein augenscheinlich glücklicher Mensch wie Bernd Stelter, der am 01.06.2016 seine Silberhochzeit mit einem rauschenden Fest allein zu zweit an der Nordsee feierte, sein positives Programm mit dem vermeintlich negativen Titel „Wer heiratet teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte“ beschreibt. Sein begeistertes Publikum in der ausverkauften Kreuzberghalle in Philippsthal konnte er am Freitagabend in rund zweieinhalb Stunden restlos überzeugen, dass es durchaus positiv gemeint ist, denn Bernd Stelter ist sich sicher: „Nur wer die Sorgen anderer teilt, ist ein glücklicher Mensch“.



Bernd Stelter, 1961 in Unna geboren, hat das Fernsehen bundesweit bekannt gemacht. Zehn Jahre lang ließ „Berniebärchen“ an der Seite von Rudi Carrell, Mike Krüger, Jochen Busse, Kalle Pohl und Gaby Köster in „7 Tage – 7 Köpfe“ dem erfolgreichsten Comedy-Format Europas, auf besondere Weise die Woche Revue passieren. Sein größter Erfolg in seiner beruflichen Laufbahn. Besonders wohl fühlt er sich allerdings auf der Bühne, ganz nah an seinem Publikum. Bernd Stelter passt allerdings in keine gängige Schublade, will vor allem kein Comedian sein. Das merkt jeder, der im Saal sitzt. Man nimmt dem „Lebens-Künstler“ die Geschichten ab, die er erzählt. Geistreich, pointiert, mitunter bissig, aber immer oberhalb der Gürtellinie lässt er sein Publikum facettenreich an seinem Leben teilhaben und bleibt dabei stets authentisch.

Viele seiner Geschichten hat der begnadete Liedermacher vertont. Dazu ist er ein exzellenter Sänger, spielt fantastisch Gitarre und Klavier und ansonsten ist er „einfach gut“. Er ist zudem ein gefragter Karnevalist in und um Köln, ist Buchautor und hat es mit seinem Buch „Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben“ auf Platz 5 der Bestseller-Liste des Spiegels geschafft. Er ist auch ein Mensch, der sich selbst auf die Schippe nehmen kann und so gesteht er: „Ich nehme ab und zu ab und zu“.

Im Laufe des Abends beleuchtet er das Thema Ehe aus verschiedenen Perspektiven – angetrieben von Händels Hochzeitsmarsch läuft er mit seinem „Sabse-Blog“ zum Thema „Eine Frau sieht weiß“ zur Hochform auf, beweist Gespür für Bräute in der Hochzeitskrise, „denn heiraten ist wie pubertieren und Schwangerschaft an einem Tag“. Die „Ehe für alle“ beleuchtet er aus der Sicht von Wolfram Lütjen, dem Standesbeamten aus Westerstedt. Seine Festrede zur Bauernsilberhochzeit von Ewald und Elvira sorgt für wahre Lachsalven. Als 56-jähriger Studiendirektor am Rosamunde-Pilcher-Gymnasium droht ihm eine späte Ehe. Doppelt tragisch, denn der Germanist kennt keine Literatur über eine glückliche Ehe. Rund vierzig Jahre jünger getrimmt, übermittelt er den „Komposties“ im Saal, wie 13- bis 15-Jährige über die Ehepaare denken, die in die „Glocken-Disco“ schreiten und mit Handschellen am Finger wieder raus kommen.

Einige Ratschläge hat er auch auf Lager, für das Publikum in den besten Jahren kommen einige allerdings zu spät. Für Bernd Stelter ist zum Beispiel der wichtigste Punkt, dass die Ehe ewig hält, folgender: „Man darf nicht heiraten, wenn man verliebt ist. In dem Zustand ist man bekloppt und damit nicht geschäftstüchtig“. Er hat aber zur Freude der anwesenden Ehemänner auch wissenschaftliche Erkenntnisse auf Lager: „Verheiratete leben länger als Single-Männer“. Bernd Stelter lässt den modernen Mann heraus, als er verkündet: „Ich koche für sie – einen Kamillentee“. Sie, das ist „Hasenzahn“, die ihren Bernd oft entbehren muss. Als „Tournee-Künstler“ ist er eher selten zuhause. Das ist für ihn auch gut so und vielleicht das Geheimnis seiner gut funktionierenden Ehe. „Meine Frau wohnt gerne, ich ziehe lieber um die Häuser“, gibt er dann auch zu. Manchmal versucht er auch zu wohnen, schiebt im Wohnzimmer einen Sessel neben den seiner Frau. Aber schon nach zehn Minuten wird er unruhig!

Laut beklatscht wurden seine Lieder, unter anderem „Der langsamste Jogger“ „Gedanken lesen“ oder „Schnall mich fest, mein lieber Mann“, bei dem er vorab betont, dass der Text nicht autobiografisch ist. Die Tipps, wie man nach langer Ehe das Sexualleben auffrischen kann, sind grenzwertig, denn er empfiehlt: „Mach´ geile Musik an – irgendwas von Andrea Berg“. „Ein Leben lang“, ein herzergreifendes Lied, in dem Bernd Stelter das Eheversprechen seiner verstorbenen Eltern aufgreift, ist ein emotionaler Höhepunkt seines Programmes. Bernd Stelter versichert dazu, dass er „ziemlich gerne verheiratet ist“ und seine Eltern ein gutes Vorbild für ihn waren.

Ohne Zugaben ließ das Philippsthaler Publikum Bernd Stelter nicht von der Bühne gehen. Als Schlagerexperte zog er noch mal alle Register und bewies, dass auch der deutsche Schlager mit viel mehr Niveau verklickern kann, was unter der Bettdecke vor sich geht. „Oooooooo, wann kommst du?“ fragte Daliah Lavi dazu musikalisch. Bernd Stelter wurde mit stehenden Ovationen für einen tollen Abend belohnt, stellte sich noch den Fragen aus dem Publikum, erfüllte später alle Autogrammwünsche und brachte natürlich gern seine „musikalischen und geschriebenen“ Werke unters Volk. Die Verantwortlichen des Kulturweckers Philippsthal haben mit der Wahl des Künstlers wieder mal ein gutes Händchen bewiesen und wie immer eine herausragende Veranstaltung organisiert. (Gudrun Schmidl) +++











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