Wandelkonzert im Vonderau-Museum
Gelungene Premiere: Musikalischer Streifzug durch 500 Jahre Kulturgeschichte
Fotos: privat
14.09.2017 / FULDA - Zu einem außergewöhnlichen Konzert haben sich die Musikschule der Stadt Fulda und das Vonderau-Museum erstmals zusammengefunden: In den historisch eingerichteten Räumen des Museums konnten die Zuhörer ein Wandelkonzert durch 500 Jahre Kulturgeschichte erleben.
Die Leiterin des Museums, Dr. Sabine Fechter, und Musikschulleiterin Natalya Oldenburg führten gemeinsam durch das Programm. Ihre kurzen, gut ausgewählten Erläuterungen ergänzten einander auf das Beste und erhellten wichtige Hintergründe der Musik, die in solchem Ambiente auf neue Weise zu klingen begann.
Die Musikschul-Formation „Die Spielleute“ eröffnete das Konzert mit englischer Renaissancemusik. Zum klangschönen Spiel auf Blockflöte, Violine und Harfe gesellte sich im zweiten Stück „She rose and let me in“ der anrührende Gesang von Anne Reumann. Die Barockzeit war durch drei Musikstücke vertreten: Für Glanz und Prunk der Epoche erklang beispielhaft der „Marche for the Prince of Denmark“ von Jeremiah Clarke, gespielt von Johanna Tegel (Trompete). Die insbesondere durch Kompositionsaufträge des Adels vorangetriebene Entwicklung der Instrumentalmusik wurde erlebbar in einem Duo für zwei Traversflöten von Joseph Bodin de Boismortier, lebendig und mit schönen Verzierungen vorgetragen von Sigrid Schäfer und Christina Mackenrodt. Im Barockzimmer des Museums erklang eine Sonate für drei Flöten von Joseph Joachim Quantz, in perfektem Zusammenspiel dargeboten von Annika Brückner, Viviane Göb und Sira Grätz.
Das sehnsüchtige Liebeslied „Erev shel shoshanim“ und das lebensfrohe „Ale Brider“, mit ansteckender Spielfreude musiziert von der Klezmer- and Folkband, standen beispielhaft für das Leben der jüdischen Gemeinde in Fulda. Der Rundgang endete im Ausstellungsraum „Moderne Industrie“ mit Musikbeispielen aus der Gegenwart. Lea Widmer und Alexander Klinke (Marimba) spielten teils solistisch, teils gemeinsam vier Titel von Paul Desmonds „Take Five“ bis zu einem Werk des 1958 geborenen Matthias Schmidt.
Herausragend war der Beitrag von Sophie Hunold (Sopran) die, von ihrer Mutter Renate Hunold am Klavier begleitet, das traumverlorene „Beim Schlafengehen“ von Richard Strauss und das temperamentvolle „Les filles de Cadix“ von Leo Délibes darbot. Johanna Moormann (Cello) spielte mit beweglicher Bogentechnik das „Allegro appassionato“ von Saint-Saëns und gefiel anschließend im berühmten „Der Schwan“ desselben Komponisten durch ihre kantable Tongebung. Schwungvoll und lebendig spielten Eileen Tolsdorf und Letizia Bott vierhändig am Klavier zwei Tänze von Franz Schubert und Anton Arensky.
Im Ausstellungsraum vor der Kapelle hatten sich unterdessen die größeren Ensembles der Musikschule aufgebaut. Das Trompetenensemble „Trombi Crescendo“ erfreute das Publikum mit zwei Hits von Andrew Lloyd Webber und Seiichiro Uno. Gut gelaunt präsentierte das Quartetto Allegro (Sarah Meyer, Emely Koch, Amelie Becker und Carolin Gilbert) einen Boogie for Strings von Manfred Schmitz. Mit „Palladio“ von Karl Jenkins, gespielt vom Streichorchester „Harmonie“ unter Leitung von Lidia Koch, klang das Konzert, das zugleich die erfolgreiche Premiere in der Kooperation zwischen Musikschule und Museum darstellte, festlich aus. (jo) +++