„Äktschenkneipe“ Doppeldecker
Die wechselvolle 30-jährige Geschichte einer Kult-Kneipe
Foto: Privat
12.09.2017 / FULDA -
Er ist Fuldas Kult-Kneipe, damals wie heute: Fuldas „Äktschenkneipe“ Doppeldecker. Wo sonst Rocker zu ACDCs „Hells Bells“ headbangten und anschließend eine flotte Polka zum „Zillertaler Hochzeitsmarsch“ aufs Parkett legten. Mittlerweile in der Brauhausstraße beheimatet, feierte der Doppeldecker seine Blütezeit im Löhertor-Center, wo jetzt Bagger und Abrissbirnen ihr Unwesen treiben. Aus diesem Anlass haben wir uns mit Gabi und Michael Walk, den Gründern der Kult-Kneipe, getroffen.
„Ich erinnere mich immer gerne daran, wenn ich ‚Sierra Madre‘ von den Schürzenjägern spielte, das Licht gedimmt und die Feuerzeuge rausgeholt wurden“, schwelgt Michael „Mike“ Walk in Erinnerungen. Denn deutscher Schlager galt Anfang der 90er Jahre als verpönt, „und ein deutsches Lied direkt nach einem Rock’n Roll-Song zu spielen sowieso.“ Und das machte Walk und setzte damit einen Trend, der heutzutage nicht wegzudenken ist. Zum Leidwesen eines Mitarbeiters, denn der wurde kurzerhand in einen schwarzen Rock gesteckt und lief zu Heinos Lied „Schwarze Barbara“ hinter der Theke her: „Er sollte eigentlich nur einmal hin und her laufen. Am Ende war er den ganzen Abend eben ‚Die schwarze Barbara‘.“
Dabei begann die Ära des Doppeldeckers in der Fuldaer Kurfürstenstraße. An der Ecke zur Leipziger Straße eröffneten die Walks Ende der 80er Jahre die Kneipe. Nach der Schließung des Irish Pubs im Löhertor nutzte das Kneipen-Ehepaar die Chance und siedelte 1995 ins Löhertor über. Natürlich verließen sie ihren Ursprungsort mit einem lauten Knall: „Wir haben noch einmal Rosenmontag dort gefeiert, bevor die Türen geschlossen wurden.“ Im Löhertor wurde nun gewerkelt und bis zum Umfallen dekoriert - immerhin reisten Mike und Gabi ein Jahr lang durch das ganze Land, um das Ambiente perfekt zu machen.
Denn alles steht, wie es der Name schon sagt, unter dem Motto „Doppeldecker“. Offiziell eröffnet wurde dann 1995. Und Walk, der überlässt nichts dem Zufall: „Wir hatten einen Masterplan, eine Art Drehbuch. Mit unseren Mitarbeitern haben wir uns zu Beginn alle zwei Wochen zusammengesetzt und haben Brainstorming gemacht“, erklärt der 59-Jährige, der neben Wirt auch gleichzeitig DJ und Event-Manager des Doppeldeckers war.
„Gepflegt feiern, zu jeder Musik“, das macht, laut Bachmann, auch heute noch das Besonders an Fuldas „Äktschenkneipe“ aus. Und dieses Motto ist auch im Sinne von Michael und Gabi Walk gewesen, die den Doppeldecker 2004 an Bachmann verkauften. „Mir war schon immer bewusst, dass ich nicht bis 50 hinter der Theke stehen möchte“, erklärt 59-Jährige, der nun seit 13 Jahren seinen Wohnsitz von Osthessen nach Florida verlegt hat.
Mit Bachmann fand Walk einen Nachfolger, der dieselbe Philosophie wie er vertritt. Kein Wunder, denn seitdem er 17 Jahre alt ist hat er am Wochenende im Doppeldecker aufgelegt oder ausgeholfen. „Ich hätte eigentlich nie daran gedacht, dass ich den Doppeldecker einmal übernehmen werde, denn ich dachte im ersten Moment, dass er mich veräppeln wolle“, so Bachmann. Doch beide machten ernst: Walk verkaufte, Bachmann übernahm.
2011 musste der Doppeldecker dann schließlich raus aus dem Löhertor und zog in die Brauhausstraße. Immer in Erinnerung an die Zeit im Center: „Auf unseren Getränkekarten sind immer noch die Bilder aus dem alten Doppeldecker und auch einen großen Teil der Möbel haben wir mitgenommen, denn mir war wichtig, den Charme zu übernehmen“, erklärt Bachmann.
Und im Doppeldecker? Ja, da wird immer noch bis die in frühen Morgenstunden gefeiert - in Fulda genau wie in Florida. Denn der Doppeldecker gehört doch irgendwie zu der Domstadt, so wie Ketchup zu den Pommes. (Franziska Vogt) +++