Klaviervirtuose und Wortjongleur
Musikkabarettist Bodo Wartke begeistert in ausverkaufter Orangerie
Fotos: Sabrina Ilona Teufel
10.09.2017 / FULDA -
Was wäre, wenn wir einmal nur unserem Herzen nachgehen? Wenn wir uns von Liebe leiten lassen? Wenn jeder das tut, wonach er sich fühlt? Das möchte Klavierkabarettist und Wortvirtuose Bodo Wartke offenbar wirklich gerne wissen. In seinem Programm „Was, wenn doch?“ wirft er eben diese Fragen auf, schickt seine Phantasie und die seines Publikums auf die Reise und hinterlässt dabei bei dem Gros der Anwesenden vor allem eines: das behagliche Gefühl, dass am Ende alles gut wird. So auch am Samstagabend in der ausverkauften Fuldaer Orangerie.
Behaglich findet es der Künstler im großen Saal. Sein eigenes, mobiles Wohnzimmer hat er trotzdem mitgebracht. In das lädt er auf Tour seine Gäste ein, damit die sich ein bisschen wie bei Wartke zu Hause fühlen können. „Neue Songs spiele ich immer gerne im Wohnzimmer Freunden vor“, sagt er. Flügel, Cajon, Ukulele, ein gemütlicher Lesesessel und etwas Deko schaffen auch bei seinem Bühnenprogramm die passende Atmosphäre, damit sich Zuschauer wie gute Bekannte fühlen und geteilte Erfahrungen mit dem Musiker genießen.
Der klassische Quereinsteiger
Während Wartke singt und spielt, herrscht im großen Saal meist absolute Stille – kein Schweigen aus Langeweile, sondern ein gespanntes. Das gilt vor allem für seine emotionalen, nachdenklichen Stücke. Mit einem Auszug aus einem zukünftigen Programm zur Tragödie der Antigone hingegen sorgen Melanie Haupt und er für schallendes Gelächter. Dabei trifft Schauspiel auf Musik und wird herrlich albern, doch nicht minder kunstvoll.
Ein wirklicher (Zungen-)Brecher ist „Happy End“. Das Stück über unerwiderte Liebe handelt in hohem Tempo Beziehungs- und Nicht-Beziehungsszenarien von A bis Z ab und spiegelt dabei eine Menge Wahrheiten wider.
Der versierte Erzähler Bodo Wartke versteht es aber nicht nur, mit Musik selbst zu unterhalten, sondern auch, sein Wissen für das Publikum ohne Vorbildung humorvoll herunterzubrechen. Ein solcher, zweieinhalbstündiger Konzertbesuch bei dem Klavierkünstler wird mal eben zur Einführung in die Musiktheorie, wenn er mit ganz gewöhnlicher Sprache das eigentlich schwer verständliche Libretto von Mozarts „Zauberflöte“ erklärt und seinen Zuschauern Beatboxing beibringt.
Da kann man mal froh sein, dass Wartke nicht, wie seine Eltern wünschten, Mediziner wurde. Sondern alles auf eine Karte setzte und sich der Kunst hingab. Wir alle dürfen uns davon gerne eine Scheibe abschneiden: wenn es um unsere Träume geht, um unsere Vorstellung einer idealen Welt oder... um die Liebe. Minutenlange Standing Ovations geben Wartke in seiner Entscheidung jedenfalls recht. (Sabrina Ilona Teufel) +++