"Vernunftkraft" aktiviert 150 Teilnehmer
"Kriegserklärung an den ländlichen Raum": Anti-Windkraft-Demo in Fulda
Fotos: Marius Auth
10.09.2017 / FULDA -
"Wer Natur und Menschen quält, wird im September abgewählt": Mit dieser kämpferischen Parole veranstaltet die Initiative "Vernunftkraft" am Samstag in der Fuldaer Innenstadt eine Anti-Windkraft-Demo. Die rund 150 Teilnehmer fühlen sich von der Politik im Stich gelassen, drohende Windkraftanlagen in der Region sorgen für eine angespannte Stimmung.
"Es gibt über 28.000 Windkraftanlagen in Deutschland, davon 1.000 in Hessen. Diese gefährden unsere Gesundheit und zerstören die Landschaft. Wir von 'Vernunftkraft' haben uns gegründet, weil wir nur zusammen unsere Interessen lautstark kundtun können. Im Landesverband Hessen sind rund 70 Bürgerinitiativen zusammengeschlossen, bundesweit 1.000. Alleine in Osthessen vertreten wir 25 Bürgerinitiativen, kleine und große. Die BI Fuldaer Westen ist die neueste und wurde gegründet, als es konkret wurde, dass der Gieseler Forst zu einem der größten Vorranggebiete Hessens werden soll", erklärt Rolf Zimmermann vom Landesverband Vernunftkraft Hessen.
Dr. Detlef Ahlborn vom Vorstand der Bundesinitiative Vernunftkraft findet klare Worte am Bahnhofsvorplatz: "Tausende von Menschen in Deutschland engagieren sich gegen Windräder. Bei den letzten Kommunalwahlen sind in vielen Gemeinden Mehrheiten gekippt worden. Unsere Landesregierungen kümmert das überhaupt nicht. Unsere Behörden und Landesregierungen prostituieren sich gegenüber der Windkraft-Industrie, wir alle dürfen die Zeche zahlen. Man darf aber nicht vergessen, dass diese Politik von einer kleinen Minderheit betrieben wird. Diese Leute vollstrecken ihre Ideologie hemmungslos an unseren Landschaften. Unsere Heimat kommt buchstäblich unter die Räder. Diese Energiewende ist eine Kriegserklärung an den ländlichen Raum."
Unter den Demonstranten sind viele Betroffene: "Wir stören uns vor allem an den Subventionen. In unseren windschwachen Gebieten funktioniert das Geschäftsmodell nur über Zuschüsse, um auf eine vernünftige Rendite zu kommen", erklären Markus und Petra Göb aus Harmerz. "Wälder sind für den Klimaschutz unabdingbar. Wer Wälder zerstört, dem geht es nur ums Geld", erklären Günter und Doris Sagan aus Marbach. "Ich wurde von meinen Schülern für die gute Sache bekehrt. Ich habe sehr viele wissenschaftliche Artikel gelesen: Die Windkraft zerstört und ist nicht effizient genug. Ich will meinen Enkelinnen eine intakte Natur hinterlassen", erklärt Helga Helgert-Hock aus Marbach.
Vom Bahnhofsvorplatz aus geht es, vom alten Traktor angeführt, unter Parolen wie "Wer will uns den Wald wegnehmen? Tarek Al-Wazir!" und "Abo Wind muss weg!" über die Heinrichstraße und den Busbahnhof wieder die Bahnhofstraße hinauf. Staunende Passanten haben erst Mühe, die Demonstration einzuordnen, die wie ein Lindwurm den Verkehr aufhält, die Erklärung sorgt für Verblüffung: "Seit wann legen die die Innenstadt lahm?" Die Veranstalter der Demonstration, die vom Landesverband der Initiative "Vernunftkraft" organisiert wurde, legen Wert darauf, keine politischen Vertreter im Schlepptau zu haben, man sei überparteilich für die Interessen der Menschen engagiert. (Marius Auth) +++