Landratskandidaten stellen sich Diskussion

„Teilhabe und Teilnahme – ältere Menschen ausgeschlossen!?“

Die drei Landratskandidaten: (v.l.) Wolfgang Lörcher (Die Linken), Bernd Woide (CDU) und Simon Schüler (SPD)
Fotos: Nina Bastian

08.09.2017 / FULDA - Das „Osthessische Bündnis gegen Altersarmut“ hat zu einer Diskussionsveranstaltung mit den Fuldaer Landratskandidaten Wolfgang Lörcher (DIE LINKE), Simon Schüler (SPD) und Bernd Woide (CDU) eingeladen. Unter dem Motto „Teilhabe und Teilnahme – ältere Menschen ausgeschlossen!? – Drohende Altersarmut – auch eine Herausforderung für die Kommunalpolitik“ diskutierten die drei Kandidaten im Gespräch mit den Bürgern unter der Leitung der Journalistin Nadine Lindner im Bonifatiushaus. Lörcher könne aus eigener Erfahrung sprechen, da er früher selbst einige Monate Hartz IV empfing: "Wir müssen finanziell schwache Menschen unterstützen und für eine stärkere Bürgerteilhabe sorgen."



Nach einer aktuellen Studie zur Entwicklung der Altersarmut in Osthessen, die das osthessische Bündnis gegen Altersarmut in Auftrag gegeben hatte, würden auch die Menschen im Landkreis Fulda nicht vor Altersarmut gefeit sein. Insbesondere der deutlich über dem Landesdurchschnitt liegende Niedriglohnbereich müsse zu denken geben. Ausgehend von dieser Problematik sollte den Landtagskandidaten, die am 24. September für den Landkreis Fulda zur Wahl stehen, „auf den Zahn“ gefühlt werden. Insbesondere die Rolle des Landkreises bei den Fragen zur Daseinsfürsorge, Teilhabe und Teilnahme „armer Alter“ und als Arbeitgeber spielten dabei eine Rolle. Der jetzige Landrat Woide baut auf die Ehrenämter über die Vereine und Verbände. "Doch das Ehrenamt wird nicht vergütet, daher benötigt man dringend die Unterstützung der Städten und Gemeinden." Schüler gibt zu bedenken, dass die "Kommune nur begrenzt eingreifen kann". Er selbst würde als Landrat dafür sorgen wollen, dass die Punkte Mobilität, bezahlbare Wohnungen und eine soziale Teilhabe verstärkt werden.

Zum Thema bezahlbarer Wohnungsraum wirft Lörcher einen Lösungsvorschlag in den Raum: "Ich bin für einen kommunalen Wohnungsbau. Da der Kreis in dem Fall selbst bauen würde, könnte er günstige Wohnungen anbieten und verdient dabei selbst Geld." Schüler stimmt dem zu, doch Landrat Woide weist darauf hin, dass dies in den Aufgabenbereich des Stadtrates und nicht des Landrates falle. "Man muss hierbei auf die ganze Region und nicht nur auf den Stadtraum von Fulda achten. Ich gebe zu, der Wohnungszustand ist in der Stadt erhitzt. Dafür findet man in den ländlichen Gebieten viel einfacher eine günstige Wohnung." Und Geld benötige man auch für den Bau neuer Wohnungen. "Dieses Geld muss der Kreis dann von den Gemeinden einholen. Der Vorschlag ist nicht realisierbar." 

Alle drei Landratskandidaten sind sich in dem Punkt einig, dass man bezüglich einer Dunkelziffer mehr Aufklärung betreiben müsse. "Ich bin mir sicher es gibt zu viele Menschen, die auf Grund von Schamgefühl nicht zum Jobcenter gehen. Diesbezüglich muss sich etwas ändern. Wir benötigen mehr Aufklärung und eine Begleitung für Amtsgänge", so Lörcher. Rolf Müller vom Osthessischen Bündnis gegen Altersarmut bezieht in der offenen Diskussionsrunde klar Stellung: "Der Kreis Fulda gehört zu keiner Wohlfühlregion, sondern wir leben in einer Armutsregion." Zudem fordere das Bündnis keine weiteren Privatisierungen in Managements- und Führungsebenen, da sich sonst die Armut bei den Löhnen und im Alter wiederfinden würde. Viele weitere interessierte Bürger nahmen an der lebhaften Diskussion teil.

Hintergrundinformation:
Das osthessische Bündnis gegen Altersarmut hat sich im Jahre 2012 gegründet. Heute gehören ihm an: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Südosthessen, Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Osthessen, Sozialverband VdK, Hessen-Thüringen, Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreisverband Fulda, DER PARITÄTISCHE Kreisgruppe Fulda, Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) Diözesanverband Fulda, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Diözesanverband Fulda und attac Fulda. (Nina Bastian/pm) +++

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