Reibungsloser Polizeieinsatz
Fulda zeigt Flagge gegen Rechts: breites Bündnis gegen "III. Weg" - VIDEO
Fotos: Marius Auth / Julius Böhm / Fenja Sürken
27.08.2017 / FULDA -
Am Donnerstag waren die Gegendemonstrationen im Fuldaer DGB-Büro koordiniert worden, rund 40 Organisationen waren von DGB und dem Aktionsbündnis "Fulda stellt sich quer" angesprochen worden: "Besonders freut uns, dass Fuldaer Geschäfte und Lokalitäten heute ein klares Zeichen gegen Rechts gesetzt haben. Wir stehen alle als Fuldaer auf der Straße und wehren uns gegen die Ewiggestrigen. Wir haben Neuankömmlinge in unsere Gemeinschaft integriert und leben Hand in Hand. Hinter diesem Konsens steht ein breites Bündnis von Bürgern und Organisationen. Aber wir müssen die Augen aufmachen: Auch in unserer Region gibt es rechtsextreme Strukturen. Die identitäre Bewegung, Teile der AfD und die NPD sind keine demokratischen Partner", erklärt Andreas Goerke, Vorsitzender des Bündnisses "Fulda stellt sich quer".
Um die Innenstadt nicht den rechten Demonstranten zu überlassen, waren gleich zwei Gegendemonstrationen angemeldet worden - eine am Uniplatz, eine vor der Stadtpfarrkirche mit insgesamt rund 500 Teilnehmern: "Das Aktionsbündnis 'Fulda stellt sich quer' hat schon am Sonntag den Uniplatz für eine Kundgebung gesichert, die Stadt Fulda durch Michael Schmitt von der KAB den Platz Unterm Heilig Kreuz. Es gab Vermutungen, dass dieser Platz Aufmarschgebiet der rechten Demonstranten gewesen wäre, angesichts des geschichtlichen Hintergrunds ein fatales Zeichen: Bis 1945 hieß der Platz Adolf-Hitler-Platz", erklärt DGB-Organisationssekretär Rolf Möller.
Parallel zur Veranstaltung am Uniplatz, bei der politische Organisationen und private Vereine Werbung für ein weltoffenes Deutschland machten, lief so vor der Stadtpfarrkirche die zweite Gegendemonstration: "Das Aktionsbündnis 'Für ein demokratisches und weltoffenes Fulda' war bereits 2008 angesichts der geplanten NPD-Demonstration von den Stadtverordnetenfraktionen ins Leben gerufen worden und kam jetzt wieder zusammen, um zu zeigen, für was Fulda steht: Kolpingwerk, KAB, BDKJ, die katholische Innenstadtpfarrei, evangelische Pfarreien und andere Partner stehen mit Infomaterial zur Verfügung, um am Tag dieser unangenehmen Belästigung das Spektrum der Möglichkeiten in einer demokratischen Gesellschaft aufzuzeigen. Wir sind besonders froh, mit dem ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Fulda Dr. Wolfgang Hamberger einen Redner gewonnen zu haben, der aus erster Hand berichten kann, wie real die Bedrohung durch Rechts ist", erklärt Michael Schmitt, Diözesansekretär der KAB Fulda.
Hamberger hielt am Uniplatz vor den weitgehend jungen Demonstranten eine flammende Rede für Menschenrechte und Demokratie: "Deutschland ist ein weltoffenes Land. Selbst Bonifatius kam als fremder Mensch nach Deutschland und hat hier zur Entwicklung der Zivilisation maßgeblich beigetragen. Wir heißen Fremde willkommen, erst recht, wenn sie in Not sind. In 1993 habe ich mich bis auf die Knochen geschämt, dass Rechtsradikale in Fulda noch mal einen Auftrieb hatten. Die haben in Fulda nichts verloren - sie alle dagegen sind Bündnispartner im Geiste", so Hamberger.
Die 80 Mitglieder von "Der dritte Weg" starteten ihren Marsch mit 30 Minuten Verspätung, weil die Lautsprecheranlage ihres Führungsfahrzeugs streikte. Mit Trommeln, Plakaten, Fahnen und Schlachrufen machten die Rechten dann aber auf sich aufmerksam. Bei der Kundgebung am Buttermarkt wurden die Demonstranten von rund 300 Gegendemonstranten mit "Nazis raus!"-Rufen übertönt. Die Polizei hatte die Situation voll im Griff. Es kam nämlich nicht mal im Ansatz zu einer Konfrontation.
Nach vier Stunden und zwei weiteren Zwischenkundgebungen geleitete die Polizei die 80 Rechtsextremen zum Bahnhof, von wo die Gruppe Fulda wieder verlies. Mit "Nazis-Raus!"- rufen wurden die Rechten noch verabschiedet. In der ganzen Stadt hatten Passanten gezeigt, was sie von rechten Gedanken halten. Nämlich nichts. (Marius Auth / Julius Böhm) +++