Forschungsprojekt "Muskat"

Big Brother hilft bei Polizeiarbeit: Videotechnik-Test am Bahnhof Hünfeld

Bei einer Übung am Bahnhof Hünfeld wurden am Donnerstag die Möglichkeiten der Videotechnik zur Täteridentifizierung überprüft.
Fotos: Marius Auth

24.08.2017 / HÜNFELD - Im Umfeld von Fußballspielen setzt die Bundesbereitschaftspolizei an Wochenenden rund 1800 Beamtinnen und Beamte ein. Zur Identifikation von Straftätern soll deswegen vermehrt intelligente Videotechnik zum Einsatz kommen. Am Bahnhof von Hünfeld fand am Donnerstag eine Übung statt, bei der der Fortschritte des Bundesprojekts "Muskat" überprüft wurden.


"Multisensoriell gestützte Erfassung von Straftätern in Menschenmengen bei komplexen Einsatzlagen" beziehungsweise "Muskat" soll die Beweissicherung bei Großveranstaltungen mit erhöhtem Gefährdungspotentialqualitativ qualitativ verbessern. Der Bahnhof Hünfeld wurde für die Übung ausgewählt, da in der idyllischen Haunestadt weniger Störpotenzial für Bahnbetrieb und Besucherströme vermutet wurde. Die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit der Bundespolizeiabteilung Hünfeld kam so zu einer fachspezifischen Fortbildung: "Wir sind mit insgesamt sieben Kameras vor Ort, am Übertragungswagen vom Fraunhofer Institut, welches das Projekt technisch begleitet, wird die Signalauswertung der Kollegen überprüft. 30 Mann simulieren Störer, wie sie bei Fußballspielen oder anderen Großveranstaltungen auftreten, 40 Mann der BFE aus Hünfeld übernehmen die Sicherung: Mit dem neuen Video-System kann nicht nur die Aufzeichnung sichergestellt werden, es können auch auffällige Personen digital markiert und dann über verschiedene Stationen verfolgt werden. Die lückenlose Beweissicherung vor Gericht ist heute wichtiger denn je, dennoch haben Datenschutzbelange höchste Priorität: Statt der Gesichtserkennung kommt bisher nur ein grobes Raster zur Musterkennung zum Einsatz, um Straftäter zu identifizieren", erklärt Carsten Decker von der Direktion der Bundesbereitschaftspolizei.

"Wenn wir Daten erheben, muss dafür eine Rechtsgrundlage bestehen: Die Kamerasysteme können so eingestellt werden, dass erst bei Erkennung einer Straftat durch den Beamten vor Ort die Aufzeichnung freigeschaltet wird und rückwirkend 90 Sekunden Datenmaterial herangezogen werden. In Zukunft soll es möglich sein, in einem hochkomplexen Terrain wie einem Großbahnhof Beamte mit Videomaterial von Straftätern in Echtzeit zu versorgen - aber nur, wenn es sich um schwere Straftaten handelt. Das System soll natürlich auch präventiv wirken - wer weiß, dass er überwacht wird, überlegt sich hoffentlich zweimal, eine Straftat zu begehen", so Decker. (mau) +++

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