Motiv im Rotlichtmilieu?
Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung - Opfer Prostituierte
Fotos: Julius Böhm
18.08.2017 / FULDA -
Wie sich bei der sofortigen Vernehmung der drei Opfer herausstellte, stammten auch die beiden Täter aus Rumänien, und Opfer und Täter kannten sich teilweise. Nur wenige Stunden nach der blutigen Attacke in der follgenden Nacht war das zur Fahndung ausgeschriebene Kennzeichen des Fluchtfahrzeugs bei der Grenzkontrolle nahe Passau aufgefallen. Auf den Schuhen und an den Sohlen der beiden befanden sich Blutspuren und die beiden dringend Tatverdächtigen sitzen seither in Untersuchungshaft.
Heute begann vor dem Amtsgericht der Prozess gegen die beiden 29 und 32 Jahre alten rumänischen Staatsangehörigen wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung. Die Anklage wirft ihnen vor, aufgrund eines zuvor gemeinsam gefassten Tatentschlusses in das Zimmer des Zeugen A. im ersten Stock einer Pension in Eichenzell eingedrungen und massiv auf den schlafenden Zeugen eingeschlagen und eingestochen haben. Der Zeuge erlitt hierdurch Hämatome im Gesicht, eine Gehirnerschütterung und mehrere Schnittverletzungen im Gesicht. Anschließend sollen die Angeklagten in das Zimmer der Zeugen F. und I. eingedrungen sein und ebenfalls auf die Zeugen eingeschlagen und eingestochen haben. Durch die massive Gewaltanwendung erlitt der Zeuge F. eine schwere Schädelprellung, ein stumpfes Bauchtrauma, eine Schnittwunde an der Kopfhaut sowie Prellungen und Schürfwunden. Die Zeugin I. erlitt eine Gehirnerschütterung, ein Monokelhämatom rechts, eine 8 cm lange Schnittwunde am Schädel, eine Nasenbeinfraktur sowie weitere Schnittwunden und Prellungen am ganzen Körper.
Zunächst wollten sich die beiden Angeklagten, die durch drei Verteidiger vertreten werden, heute nicht zum Tatvorwurf äußern, später bezichtigten sie sich gegenseitig. Während seiner Einlassung vor Gericht begann einer der beiden Männer hemmungslos zu schluchzen. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Szymon Mazur und Oberamtsanwalt Hartung versuchten, Licht in die recht undurchsichtigen Verhältnisse zu bringen. Dafür wurden unter anderem die Videoaufnahmen aus der Tatnacht von der Tankstelle am Rhönhof Eichenzell im Gerichtssaal gezeigt. Die beiden Angeklagten hatten dort offenbar schon am Nachmittag gemeinsam zu trinken begonnen - mindesten zwei große Flaschen Jägermeister hatten sie bei der Tankstellenangestellten gekauft. Später hatte einer der beiden Angeklagten dort auch ein Klappmesser gekauft, das vermutlich die spätere Tatwaffe ist - eine DNA-Analyse, die das beweist, steht aber noch aus. Gegen 2 Uhr nachts war auch das später attackierte Paar in der Tankstelle erschienen und dort mit den ihnen offenbar bekannten Männern in einen heftigen Streit geraten - das konnten alle im Gerichtssaal auf dem gezeigten Video verfolgen.
Opfer und Freundinnen der beiden Angeklagten arbeiten im Bordell
Weder die wirklichen Hintergründe der Tat, noch die Verteilung der Rollen bei dem Überfall und die Art der Beziehungen zwischen Tätern und Opfern ließ sich heute abschließend klären. Zudem soll noch ein medizinischer Gutachter über den Alkoholisierungszustand der beiden Männer während der Tat Auskunft geben. Ein neuer Termin ist für Ende August angesetzt. (Carla Ihle-Becker) +++