Jens Spahn im Kurzinterview
Über junge Menschen, das Leben als Schwuler & den pessimistischen Schulz
Fotos: Marius Auth
17.08.2017 / FULDA -
Bad Hersfeld am Morgen, Fulda am Mittag. Jens Spahn, der Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, war am Donnerstag in ganz Osthessen auf Wahlkampftour. Zusammen mit dem hiesigen CDU-Abgeordneten Michael Brand schlenderte Spahn durch die Fuldaer Innenstadt und suchte das direkte Gespräch mit Passanten. OSTHESSEN|NEWS nutzte die Gelegenheit, dem "Hoffnungsträger der Christdemokraten" fünf Fragen zu stellen.
O|N: Herr Spahn, was ist in Ihren Augen das eine schlagende Argument, weshalb Sie in der CDU sind und warum die Wähler am 24. September für Sie stimmen sollten?
Jens Spahn: Mir ist das Menschenbild der CDU sehr sympathisch. Nämlich den Menschen, so wie er ist, anzunehmen und nicht andauernd an irgendwelche großen Ideen anpassen zu wollen. Deshalb CDU.
Es ist die Frage, wie man in einen solchen Wahlkampf startet. Wir sagen: Ja, dem Land geht es verdammt gut, aber auch ja, es gibt gleichzeitig Menschen, die jeden Tag kämpfen müssen, um über die Runden zu kommen. Und da sollten wir helfen, dass diese eine bessere Chance bekommen. Oder ich starte und beschreibe all die Probleme und nehme gar nicht wahr, was in den letzten Jahren alles gelungen ist. Es gibt natürlich immer Dinge, die man besser machen kann, aber beim Herrn Schulz ist immer alles nur schlecht.
Sie müssen ja nur auf die Erfolge der letzten zwölf Jahre schauen. Die Zahl der Arbeitslosen ist von fünf Millionen auf unter drei gesunken, es gibt so viele Jobs wie noch nie, wir haben ein Überschuss im Haushalt und steigende Löhne und Renten - insofern haben wir, denke ich, alles in allem gezeigt, dass wir die richtige Regierung für dieses Land sind.
Mit jungen, medienaffinen Politikern wie Ihnen oder zum Beispiel Peter Tauber, die auch mal mit einer provokanten Aussage für Gesprächsstoff sorgen: Macht die CDU da einen Wandel, weg vom Konservativen hin zum Modernen, durch?
Die Shell-Jugendstudie zeigt ja, dass positive Werte wie Heimatverbundenheit, Verbindlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen und auch die Bereitschaft, etwas zu leisten, gerade von jungen Menschen mehr denn je geschätzt wird. Und diese jungen Menschen sind eine große Chance, denn das sind die Werte, die ein Land wie Deutschland erfolgreich machen.
Ich komme ja selbst aus einem 3.700 Seelen-Dorf und kenne das aus dem Münsterland, das sehr katholisch ist. Aber es ist in den letzten zehn Jahren viel passiert. Schwul und lesbisch sein - und das hat sich ja niemand ausgesucht - ist inzwischen selbstverständlich geworden. Es ist einfach normal, dass der Nachbar, der Enkel oder die Tochter homosexuell sind - Punkt, Ende, aus. Und diesen Wandel nehme ich nicht nur in Köln oder Berlin-Mitte wahr, sondern auch immer mehr auf dem Land.
Vielen Dank für das Gespräch! (Julius Böhm) +++