Geschäftsführerin Shadi Amiri im Gespräch

40 Jahre Bildung made in Fulda: BBZ Mitte auf dem Weg in die Zukunft

Shadi Amiri, Geschäftsführerin des BBZ Mitte Fulda, mit neuem Industrieroboter.
Fotos: Marius Auth

12.08.2017 / FULDA - Vor 40 Jahren wurde das BBZ Osthessen für Weiterbildungen im technisch-handwerklichen Bereich gegründet, inzwischen beschäftigt der Bildungsanbieter in Petersberg 65 Mitarbeiter und 100 Dozenten aus insgesamt neun Fachgebieten von Technik über Wirtschaft bis Soziales. Lange galt die "schwarze Null" als Ziel, seit FFT Ende 2016 Geschäftsführerin Shadi Amiri eingesetzt hat, werden Optimierungspotenziale verortet - auch, um das Traditionshaus in Zeiten der Digitalisierung fit für die Zukunft zu machen.


Im Jahr 2006 wurde das BBZ von der Beteiligungsgesellschaft Aton GmbH übernommen. Deren Tochtergesellschaft FFT mit Sitz im Industriepark Fulda-West betreibt seit 2012 das Haus und hat Ende 2016 Dr. Shadi Amiri, vorher technische Assistentin der Geschäftsführung bei FFT, eingesetzt, um das Unternehmen betriebswirtschaftlich zu durchleuchten: "Neben den strukturellen Defiziten im Kursangebot sind anfangs vor allem die Altlasten aufgefallen: Lieferantenverträge waren lange Zeit nicht ans Marktniveau angepasst worden, beim Einkauf von Materialien wurde das Einsparpotenzial durch Großeinkäufe nicht genutzt. Die Maßgabe ist, dass das BBZ Mitte ohne finanzielle Unterstützung von FFT Geld verdienen soll. Das Potenzial dafür haben wir: Schon jetzt gibt es bedarfsorientierte Arbeitszeiten, unsere e-Learning-Plattform wurde komplett neu aufgesetzt und soll auch dem öffentlichen Markt zur Verfügung stehen, Kooperationen mit anderen Bildungsträgern können intensiviert werden", so Amiri.

Um das Kursangebot an aktuelle Marktentwicklungen anzupassen, wurden jetzt zwei Industrieroboter des Herstellers FANUC ins Haus geholt - dabei haben auch die Beziehungen von FFT geholfen: "Wir müssen keine Leihgebühr zahlen, der Hersteller verspricht sich davon, den Nachwuchs für seine Systemarchitektur zu gewinnen. Robotik ist ein Megatrend und sollte von der Grundschule ab unterrichtet werden: Die Mensch-Maschine-Interaktion nimmt in Privathaushalten wie in der Industrie zu, wir entwickeln in Zusammenarbeit mit der IHK Fulda gestaffelte Zertifikate. Für Auszubildende im Bereich Elektrotechnik und Mechaniker im Anlagenbau sind die neuen mannshohen Maschinen, die mit unterschiedlichen Köpfen zum Schweißen oder Greifen bestückt werden können, eine gute Möglichkeit, an realistische Anwendungs-Szenarien herangeführt zu werden. Wir wollen zum bundesweiten Schulungszentrum für dieses Thema werden", so Amiri. Im Rahmen der übertrieblichen Lehrlingsunterweisung profitieren vor allem kleine Handwerksunternehmen von den Strukturen des BBZ - neben Schulungsfahrzeugen für die Fahrzeugtechnik stehen gut ausgestattete Werkstätten zur Verfügung. Ein weiteres Herzenthema Amiris soll als Modul in die Ausbildung für Handwerksberufe im elektrotechnischen Bereich integriert werden: "Die Photovoltaik und der Umgang damit spielt für viele Handwerker inzwischen eine große Rolle. Wir planen, Exponate von Herstellern zu beschaffen, um daran zu unterrichten", so Amiri.

Amiri, die 1981 in Teheran geboren wurde, studierte an der dortigen Scharif-Universität für Technologie Chemie und kam im Jahr 2006 für ihre Promotion an der Justus-Liebig-Universität Gießen nach Deutschland. Danach entwickelte sie beim Photovoltaik-Hersteller Centrotherm in Konstanz Solarmodule. Als Projektleiterin bei der EDAG-Gruppe in Friedrichshafen kam der Kontakt zu FFT zustande: "Ich war unter anderem zuständig für die Koordination in der Zulieferpyramide bei einem VW-Zulieferer in Holland. Daher stammt ein Großteil meiner Erfahrung im Projektmanagement und Qualitätsmanagement. Das versuche ich, auch hier beim BBZ Mitte einfließen zu lassen: Die Vernetzung mit Kooperationspartnern wird in Zukunft eine wesentlich größere Rolle spielen. Im Bereich der Automation sind wir im Gespräch mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach, für Betriebe wie antonius Netzwerk Mensch könnten in der Metalltechnik Betreuer geschult werden", so Amiri. Zudem soll eine Partnerschaft mit mediana im Bereich Fort- und Weiterbildung begründet werden: "Viele denken beim BBZ immer noch zuerst ans Handwerk - dabei reicht unser Spektrum von der Technik über die Wirtschaft bis hin zur hauseigenen Altenpflegeschule, die in dieser Art einzigartig für ein Berufsbildungszentrum ist", erklärt Amiri.

Neue Meisterkurse wie der Landmaschinen-Mechanikermeister (Infoabend im BBZ Mitte am 14. September), für den Gerät im Wert von 300.000 Euro beschafft werden soll, und der IHK-geprüfte Küchenmeister ab Januar 2018 sollen der Arbeitsmarkt-Dynamik gerecht werden. Wenn am 15. September dieses Jahres das 40-jährige Jubiläum gefeiert wird, soll auch das BBZ in Sachen Digitalisierung fitter geworden sein: "Wir haben als Pilotprojekt für die Altenpflegeschule ein Intranet mit Möglichkeiten der Interaktion für die Teilnehmer aufgesetzt. In Zukunft sollen weitere Bereiche digital abgebildet werden, um unserem Anspruch, bundesweites Schulungszentrum zu sein, besser gerecht zu werden. (Marius Auth) +++

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