Der Rundumschlag des Jörg Meuthen

AfD begibt sich mit Empörungswahlkampf auf Stimmenfang

AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen.
Fotos: Gerhard Manns

08.08.2017 / ROTENBURG/F. - Unter dem Motto „Mut zu Deutschland“ hat der Kreisverband Hersfeld-Rotenburg der Alternative für Deutschland (AfD) am gestrigen Montagabend seinen Bundestags-Wahlkampf eröffnet. Rund 150 Besucher, darunter auch eine Handvoll AfD-Gegner, strömten ins Rotenburger Göbel's Hotel Rodenberg. Durch die Bank dominierte der „empörte Ton“ die Veranstaltung. Bundessprecher Jörg Meuthen, Bundestagsdirektkandidat Stefan Wild, Kreisvorsitzender Gerhard Schenk und Achim Brühne, Gründungsmitglied der AfD-nahen Gruppierung „Herkules-Kreis“, wurden nicht müde, „Merkels missglückte Politik“ zu kritisieren. Gemeinsam holten sie zu einem Rundumschlag aus.



Politische Gegner aller Couleur wurden ebenso an den Pranger gestellt, wie die Medien (Meuthen: „Die Öffentlich-Rechtlichen sind eine Agentur für betreutes Denken“) und die Kirchen (Meuthen: „Das sind Dialogverweigerer“). Stefan Wild bezeichnete Linke und Grüne als „umetikettierte Kommunisten“. Achim Brühne, der die Wiedergeburt der sozialen Marktwirtschaft forderte, sprach von den „Politik-Hobbits der CDU“, die den Wählern das Auenland versprechen würden, aber: „In Wirklichkeit kommt das Grauenland“. Die Bundeskanzlerin sei „eine späte Rache der Staatssicherheit“, die Grünen „infantile Blümchentänzer“.

Klar, dass auch die SPD ihr Fett abbekam: „Die Sozialdemokraten haben gar kein Schamgefühl, wenn ich an den ‚100-Prozent-Martin‘ denke“, meinte Jörg Meuthen. „Wenn bei uns der Vorsitzende hundert Prozent der Stimmen erhält, gehe ich nach Hause. Ich fühle mich in meiner AfD, in der sich gestritten wird, viel wohler.“ In Richtung FDP schoss der AfD-Bundessprecher: „Diese Schaumschlägerpartei ist eine wandelnde Matratze der deutschen Parteienlandschaft.“ Die CSU sei eine „reine Sprücheklopfer-Partei“ – „Franz Josef Strauß würde sich im Grab herumdrehen…“

Der Wind stehe gut für die AfD, beteuerte Meuthen. Ziel sei es, Platz drei bei der Bundestagswahl am Sonntag, 24. September, zu belegen. „Wir holen zwischen sieben und 14 Prozent heraus. Maßgeblich ist, dass wir in den deutschen Bundestag kommen – und das werden wir.“ Von einer Ein-Themen-Partei könne keine Rede sein: „Unser Wahlprogramm bedient alle politischen Bereiche“, unterstrich der AfD-Politiker. „Zudem gibt es nur eine konservative Stimme in der deutschen Parteienlandschaft – das sind wir.“

Für die Vorstellung des Wahlprogramms (Volksabstimmung nach schweizerischem Vorbild, Beendigung des „Euro-Rettungswahns“, Innere Sicherheit, Neues Asyl- und Zuwanderungsrecht, Sozialstaat) benötigte der Professor aus dem tiefen Südwesten rund 20 Minuten Redezeit. Der Rest war Empörungswahlkampf. (Stefanie Harth) +++

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