22 Jahre an der Spitze...
Verstorben: Bernd Heimes (71), der Mann mit dem Walldürn-Wallfahrtskreuz
Fotos: ON-Archiv Engel / Dern / Angelstein / Möller
04.08.2017 / HÜNFELD -
Er war viele Jahre lang der Mann mit dem Wallfahrtskreuz an der Spitze der alljährlichen Walldürn-Wallfahrten von Fulda zum Marien-Gnadenort im Odenwald, sozusagen das "Gesicht" der meist um die 1.000 Wallfahrer, die Ende Mai/Anfang Juni auf die mehrtägige Pilgerschaft gingen. Seit dem Jahre 1994 hat Bernd Heimes das Kreuz - das er einst von Otto Dreifürst übernahm - getragen. Das Kreuz ist schlicht und einfach mit geschnitztem Korpus. Zu Füßen des Gekreuzigten eine kleine Vase mit frisch gepflückten Feldblumen. „Unser Kreuz soll der heilig Blutwallfahrt und der Wallfahrt zum Gnadenbild der lieben Muttergottes am Maria Ehrenberg vorangetragen werden. Also bestimmt durch die Stifter im Jahre 1938“, steht auf der Rückseite geschrieben.
Genau so präzise wie er den Wallfahrtsschritt einhält ist seine Buch-führung. Er verwaltet seit vielen Jahren die Kasse der Walldürnwall-fahrt, aus der die Beschallungsanlage, Versicherungen und Repara-turen von Wallfahrtsfahne und Kreuz bezahlt und die Wallfahrtsbücher vorfinanziert werden. Er erstellt den jährlichen Rechenschaftsbericht, den Wallfahrtsleiter Gerhard Dehler den Wallfahrern jährlich in der Kirche in Höpfingen zur Kenntnis gibt. Zudem nahm er an den Vorfahr-ten teil, wo die Wallfahrtsleitung sich von Straßen- und Wegeverhält-nissen überzeugt, um Behinderungen rechtzeitig einplanen und umgehen zu können.
Doch Bernd Heimes war mehr als nur der Träger des Wallfahrtskreu-zes. In der Vergangenheit engagierte er sich über Jahrzehnte ehrenamtlich für die Allgemeinheit - vor allem in seinem Heimatort Kirchhasel, der Stadt Hünfeld und dem Fuldaer Kreistag in den Reihen der CDU-Fraktion. Ob es die Kommission für Senioren und Soziales 22 Jahre lang in Kirchhasel war oder zehn Jahre von 2006 bis 2016 als Ortsvorsteher seines Heimatortes - sein uneigennütziges Wirken um das Wohl der Mitbürger dankte das Land Hessen auch mit dem Ehrenbrief. "Der Landkreis Fulda verliert einen aufrichtigen Mitmen-schen und einen Politiker, der sich für die Belange der Allgemeinheit stets vorbildlich und uneigennützig einsetzte" schrieben Kreistag und Landrat in einer Würdigung.
HINTERGRUND: Immer Ende Mai/Anfang Juni startet von Fulda aus die - 2017 zum 312. Mal - Fußwallfahrt zum Heilig-Blut-Wallfahrtsort "Walldürn" im baden-württembergischen Odenwald. Dran nehmen auch Gläubige aus dem Eichsfeld und Baunatal teil. Zu Beginn ihres fünf-tägigen Fußmarsches werden die Männer und Frauen mit einem Pilgeramt im Fuldaer Dom verabschiedet, erhielten die Aussegnung und zogen als Prozession mit Kreuz, Fahnen und 15-köpfiger "Wallfahrtskapelle" zunächst durch die Innenstadt und Fulda-Aue in Richtung Bronnzell und Kerzell.
Die Teilnahme mit gemeinsamem Singen und Beten sowie Übernachtung in Privatquartieren und Bauern-höfen wird heute von den Walldürn-Pilgern vor allem als christliches Gemeinschaftserlebnis und als "öffentliches Bekenntnis zum Glauben" verstanden. Diese Prozession geht auf ein Versprechen im 17. Jahrhundert zurück. Damals hatten Katholiken aus dem Eichsfeld nach den Wirren des 30-jährigen Krieges und unter dem Eindruck von Hungersnot und Pest das Gelübde abgelegt, jedes Jahr eine Wallfahrt zum "Heiligen Blut" nach Walldürn durchzuführen. Später schlossen sich Gläubige aus dem Stift Fulda an. Deshalb ist Fulda seit 1900 Ausgangsort des 175 Kilometer langen Pilgermarsches. Nach dem „Blutwunder von Walldürn“ 1330 begann man aus vielen Teilen Deutschlands an diesen Ort zu pilgern. Bis heute sind es jährlich etwa 100.000 Pilger im Jahr. +++