Newcomer-Band "Goitse" fasziniert mit Folk
Ein Strudel irischer Lebensfreude: Preisgekrönte Band startet Tour im Kuki-Zelt
Fotos: privat
03.08.2017 / SCHLÜCHTERN -
Das Leben ist ein stilles Bächlein – und dann wieder ein reißender Fluss. Das vermittelt die Musik der Newcomer-Band Goitse, und am liebsten möchte man sich sofort hineinstürzen in dieses sanfte Fließen – und erst recht ins wilde Wirbeln und Strudeln dieser faszinierenden Folksongs, die irische Tradition nicht verleugnen und ihre Frische aus der Vielfalt der Weltmusik beziehen. Das Publikum im ausverkauften Schlüchterner Kuki-Zelt lässt sich liebend gern von diesen Wogen davontragen.
Es handelt sich schließlich um wahre Wunderkinder: Colm Phelan spielt die Bodhrán, die traditionelle irische Rahmentrommel, als habe er Pudding in den Handgelenken und Kolibriflügel an den Fingern. Schnell und scheinbar schwerelos fliegen die Hände über die Trommel. Kein Wunder, dass Phelan zum Weltmeister seines Faches gekürt wurde. Atemlos lauscht das Publikum im Kuki-Zelt seinem Solo. Aber auch James Harvey (Banjo) und Tadhg O’Meachair (Akkordeon und Piano) haben nationale Meistertitel errungen. Da wundert es nicht, dass auch die süße Sängerin und Geigerin mit einer Auszeichnung aufwartet: Aíne McGeeney wurde Ende 2016 bei den Irish American News 'Best of the Year Awards' zur „Best Female Vocalist“ gekürt.
Ihr glockenheller und dennoch zarter Sopran hat etwas Feenhaftes und jenen Hauch von Widerhall, der aus Sphären herüberzuklingen scheint, die älter sind als die Erde. Besonders berührend: „The Hills Of Sweet Lislea“, ein sehnsüchtiger Song, der auf einem Abschiedsbrief eines Soldaten an die Liebste daheim beruht. Aber die Dame kann auch anders: Wenn ihre Füße aufstampfen und die Fiedel aufjuchzt, dann ist kein Halten mehr auf der Bühne und im Kuki-Zelt. Alles klatscht und johlt – schließlich haben die Iren dem deutschen Publikum kurz zuvor das herzhafte Frohlocken beigebracht. „Euer Ja ist okay. Aber wir brauchen mehr Energie“, stellt der Trommelspieler fest und schmettert einen Laut der Lebensfreude in die Luft, der seinesgleichen sucht. Die Besucher machen es gern nach, und so geht es hinein in den Strudel der Klänge, der einem einzigen übergeordneten Motto zu folgen scheint: Variationen zum Thema Tanzen über eine grüne Wiese. Davon gibt es rund um das Kuki-Zelt reichlich, und so ziehen einige Gäste die Schuhe aus und lassen sich von der irischen Lebens- und Musizierlust treiben.